Saturday, June 24, 2017

Kohl-Witwe bekommt Merkel-Rede statt Viktor Orbán

Entgegen den Willen von Maike Kohl-Richter soll Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) doch beim Trauerakt für den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl reden. Demnach wollte die Witwe, dass auf der Gedenkfeier am 1. Juli in Straßburg nur ausländische Politiker, darunter insbesondere der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán, reden.
Orbán zählt nicht nur zu den erbittertsten Gegnern der Flüchtlingspolitik Angela Merkels, sondern blieb bis zum Schluss mit dem Altkanzler eng freundschaftlich verbunden. Im vergangenen Jahr besuchte der Ungar auf dessen persönliche Einladung hin denn schwer kranken Kohl in seinem Wohnhaus im Ludwigshafener Ortsteil Oggersheim.
Orbáns enges Verhältnis zum Altkanzler reicht in die Zeit zurück, als Kohl die deutsche Wiedervereinigung und auch die demokratische Wende in Osteuropa mitgestaltete. Orbán war zu diesem Zeitpunkt ein Oppositioneller gegen das damalige kommunistische Regime. Dessen Partei fand schließlich den Weg in die christdemokratische EVP.
Orbán schrieb auch für die ungarische Ausgabe von Kohls Buch »Aus Sorge um Europa« das Vorwort. Im letzten Buch des Altkanzlers rechnete der Oggersheimer mit dem Aufweichen der Euro-Stabilitätskriterien ab, was ein »Schandstück deutscher Politik« sei.
Orban lobte jetzt in seinem Nachruf Kohl als herausragenden Staatsmann: »Möge Gott dem Freund Ungarns, dem großen Alten Helmut Kohl gnädig sein«. 
Das Verhältnis von Helmut Kohl zu Angela Merkel, die er 1991 als Jugend- sowie später Umweltministerin in sein Kabinett holte, war zutiefst angespannt, seit diese in der CDU-Parteispendenaffäre mit einem Zeitungsbeitrag das endgültige Ende der Ära Kohl besiegelte.
Die Politik seiner Nach-Nachfolgerin kritisierte Kohl später offen mit »Die Merkel hat keine Ahnung«. Deren Flüchtlingspolitik lehnte er ab. »Einsame Entscheidungen, so begründet sie dem einzelnen erscheinen mögen, und nationale Alleingänge müssen der Vergangenheit angehören«, sagte Kohl zum unabgestimmtes Vorgehen im September 2015. Es hätte Europa in eine Zerreißprobe« gebracht.
Auf Kohl-Richter wurde in den vergangenen Tagen massiv gedrungen, von ihren Überlegungen Viktor Orbán sprechen zu lassen, nicht aber Angela Merkel, Abstand zu nehmen, da diese zu einem Eklat führen würden.
Jetzt sehen die Plänen für den europäischen Trauerakt als Redner neben Merkel EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker, den ehemaligen US-Präsident Bill Clinton sowie den neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron vor.
Nach dem ersten europäischen Trauerakt in der Geschichte der EU soll es am 1. Juli noch ein Requiem im Dom zu Speyer sowie ein militärisches Abschiedszeremoniell mit Ehrenformation geben.
Wie das Bistum Speyer bestätigte, wird Kohl auf Wunsch seiner Witwe in Speyer beigesetzt wird und damit nicht an der Seite seiner ersten Ehefrau Hannelore sowie seiner Eltern in der Familiengrabstätte der Kohls in Ludwigshafen. Die Grabstätte wird sich am Rande des Speyerer Domherrenfriedhofs direkt neben der Friedenskirche Sankt Bernhard befinden.

Mehr dazu unter faz.net

 http://www.freiewelt.net/nachricht/kohl-witwe-bekommt-merkel-rede-statt-viktor-orban-10071254/

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