Ein Plädoyer für friedlichen Hooliganismus
Es gibt Männer, die sich gerne schlagen. Dazu verabreden sie sich auf irgendwelchen Blutwiesen, gehen dort in Gruppen aufeinander los und hauen sich so lange, bis die einen besiegt sind, oder schlicht keiner mehr kann. Einige müssen danach ins Krankenhaus, doch wenn alle wieder frisch sind, ein paar Wochen oder Monate später, ist es dann wieder so weit. Das war so auf ländlichen Volksfesten, während derer Schausteller und Teile der regionalen Jugend in der Regel für den letzten Tag der Veranstaltung nach dem offiziellen Betriebsschluß sich ihr nächtliches Stelldichein gaben, und das ist so bei einer gar nicht unbeträchtlichen Zahl sogenannter Hooligans, die es für unsportlich halten, die Vitrinen der Innenstädte zu zerdeppern oder einfach unbeteiligte Passanten niederzuschlagen. Auch sie verabreden sich nach dem Spiel irgendwo in der Nähe zum eigentlichen Nahkampf, Fan gegen Fan. Diesen im Grunde friedlichen Menschen kommt häufig die Polizei in die Quere, die der schönsten Schlägerei einfach ein Ende bereitet und nicht wenige Kraftsportler auch noch den Gerichten überantwortet, was diese Hooligans für sehr unfair halten. Warum, so argumentieren sie, darf man sich nicht hauen, wenn in die Schlägerei nur Leute verwickelt sind, die sich aus freiem Willen eben hauen wollen und dabei meist auch noch darauf achten, daß keiner schwere Verletzungen erleidet?
Die Mehrheitshooligans halten sich an solche Regeln nicht und ziehen es vor, statt sich nur untereinander zu schlagen, als das Gesindel, das sie sind, auch unbeteiligter Leute Eigentum oder Gesundheit zu beschädigen und manchmal sogar deren Leben auszulöschen. Vom Mehrheitshooligan unterscheiden sich bestimmte männliche Bewohner französischer Trabantenstädte nicht. Sie leben ihren Drang noch weniger unter sich aus als diese und gehen stattdessen gemeinsam gegen Schwächere vor, rauben sie aus, belästigen, terrorisieren sie und manchmal schlagen sie sie tot, besonders Juden, Frauen und Mädchen. „Von mir aus sollen sie sich gegenseitig totschlagen, wenn sie nur andere, die sich ihrer Bandenkultur, ihrer Religion und ihren prima Ehrvorstellungen nicht unterwerfen wollen, zufrieden lassen.“ Ich gebe zu, das vom Redemanuskript abweichend am 19. November 2005 vor gut 300 Leuten in einer Kirche in Kreuzberg gesagt zu haben. Es war keine wichtige Bemerkung, sondern nur eine auf dem vorläufigen Höhepunkt des mörderischen Wütens eines Vorstadtgesindels notwendige kleine Ansage an jene im Publikum, die friedliche Hooligans, die sich nur gegenseitig verprügeln, empört als schlimme Nazis denunzieren und zugleich darüber wachen, daß keiner unter Verweis auf deren unbeteiligte Opfer die Ehre eines ziemlich großen Teils der männlichen Jugend aus Clichy-sous-Bois oder Neukölln verunglimpft.
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Gegen die Tyrannei der Mehrheit
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