Thomas Bach, neu gewählter deutscher Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), unterstützt einen Boykott Israels. Das behauptet das europäische Simon-Wiesenthal-Zentrum. Laut Amnesty International macht sich Bach zudem für Rüstungsexporte stark.
Bach ist seit 2006 Präsident der Arabisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer Ghorfa. Genau dagegen protestiert das Wiesenthal-Zentrum mit Sitz in Paris: Die Ghorfa unterstütze den Boykott israelischer Waren, heißt es in einem Beschwerdebrief des Direktors, Schimon Samuels, an den Sportbeauftragten der Vereinten Nationen. Bach solle den Posten bei Ghorfa niederlegen, zitiert die Tageszeitung „Jerusalem Post“ aus dem Schreiben. Die Ghorfa berät deutsche Unternehmen unter anderem zu Import-Richtlinien arabischer Regierungen, welche die Nutzung israelischer Produkte und Dienstleistungen verbieten. Für importwillige arabische Länder prüft und zertifiziert die Organisation, dass keine Bestandteile deutscher Produkte in Israel hergestellt wurden.
Bach habe außerdem als Vizepräsident die Entscheidung des IOC mitgetragen, bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London keine Gedenkminute für die 40 Jahre zuvor bei den Sommerspielen in München ermordeten israelischen Athleten einzulegen. „Für Holocaust -Überlebende und Sportbegeisterte weckt Bachs offenbare Unterstützung für diejenigen, die dem jüdischen Staat schaden wollen, Erinnerungen – an die Spiele in Berlin 1936“, schreibt Samuels.
Die Direktorin der Berlin-Büros des Amerikanischen Jüdischen Komitees, Deidre Berger, erklärte laut dem Onlineportal „Israel Nachrichten“: „Es ist ein Verrat an den Grundsätzen der Fairness und des Fairplay für das IOC, wenn diese Organisation unter der Leitung von jemandem steht, der laufend aktiv an Boykott-Kampagnen gegen Israel teilnimmt.” Die Website zitiert aber auch die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, mit den Worten, dass Bach „für zentrale Werte wie Toleranz, Fairness und Sportlichkeit im besten Sinne des Wortes und für Kosmopolitismus steht.”
Eine Woche vor der Wahl Bachs zum neuen IOC-Präsidenten strahlte die ARD in ihrer Politsendung „Monitor“ einen kritischen Beitrag über Bach aus. Darin äußerte sich zunächst der israelische Botschafter in Deutschland, Yaakov Hadas-Handelsman, zu der ausgebliebenen Gedenkminute 2012. Er hätte sich gewünscht, dass das IOC ein klares Zeichen pro Israel gesetzt hätte.
Der Bericht erwähnt die engen Beziehungen Bachs zu dem kuwaitischen Scheich und IOC-Mitglied Ahmed al-Sabah, einem „engen Strippenzieher“, dessen Unterstützung für Bach bei der IOC-Wahl wohl die „halbe Miete“ ausmache. Entgegen dem Ethikcode des IOC habe der Scheich öffentlich seine Unterstützung für Bach bekundet und angekündigt, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um ihm zum Amt des Präsidenten zu verhelfen. Der ARD-Bericht schätzt dies als „mehr als heikel“ ein und suggeriert, Bach und der Scheich unterhielten auch über die Ghorfa hinaus Beziehungen.
Die Ghorfa sei bei der Vorbereitung von Warenimporten für arabische Staaten auch für Rüstungsgüter zuständig, heißt es in dem Bericht weiter. Mathias John von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte dazu: „Wenn ich die Situation betrachte, dass der Präsident der Ghorfa gleichzeitig in einem Gremium Führungspositionen anstrebt, das für Völkerverständigung und Frieden stehen möchte, dann habe ich dann doch da kein gutes Gefühl dabei, wenn ich sehe, wie auch die Ghorfa Rüstungsexporte unterstützt.“ Offensichtlich sorge sich die Ghorfa nicht um menschenrechtlich verantwortungsvolles Unternehmensverhalten.
Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe, erklärte gegenüber der ARD: „Herr Bach muss sich schon gewisse Fragen gefallen lassen, wie er seine neutrale Position auch als einer der führenden Sportfunktionäre in der Bundesrepublik Deutschland vereinbaren will mit der Praxis, die gegen Israel von der Ghorfa betrieben wird.“
Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen fordert ebenfalls, Bach solle sein Amt bei der Ghorfa niederlegen. „Die Ghorfa finanziert sich zu einem großen Teil durch die Erhebung einer sogenannten Vorlegalisierungsgebühr, die deutsche Unternehmen zur Abwicklung von Exporten in arabische Staaten zahlen. Es handelt sich dabei um ein altes Instrument zur Durchsetzung des arabischen Wirtschaftsboykotts gegen Israel, das auch als eine Form des institutionalisierten Bakschisch seit langem in der Kritik steht“, teilte die Sprecherin der Fraktion für Sportpolitik, Viola von Cramon, gegenüber der Presse mit.
INN
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