Wednesday, September 11, 2013

Alles ist gut: Die ausgerottete Judenfeindlichkeit – für Caruso

von Dr. Nathan Warszawski
Seit einer Woche steht es schwarz auf weiß und fest:
Deutschland hat seine Judenfeindlichkeit ein für alle Mal verloren! Die Judenfeindlichkeit, nicht die Juden!!
Dem historische Ereignis ist nicht die gebührende Aufmerksamkeit gezollt worden. 35.000 Fans waren in Düsseldorf dabei. 35.000 Zuschauer aller Klassen, Geschlechter, Rassen und Haarfarben haben es offen bekundet: Roger Waters ist ein Menschenfreund!
Was hat dieser heute wenig bekannte Künstler angestellt, dass 35.000 Menschen ihn zum Menschenfreund küren?
Waters hat einen Judenstern, aka Davidstern, auf ein fliegendes, mit Helium befülltes Plastik-Schwein neben weiteren Insignien des Kapitalismus gemalt.
Die Jüdische Gemeinde in Düsseldorf hat zum Boykott der antisemitischen Aufführung aufgerufen. Das Schwein mit Judenstern erinnere an die Judensau, die an vielen, insbesondere evangelischen Kirchen, bis heute zu sehen ist. Die Judensau ist aus Stein gehauen, da zum Anfang der Neuzeit Plastik noch nicht bekannt gewesen ist. Unter der stehenden Sau saugen mehrere Juden ihre Milch, darunter zumindest ein Rabbiner, erkennbar am Hut, dem Vorläufern des Judensternes des 1.000-jährigen ruhm- und kriegsreichen Reiches.
Der Jude Marek Lieberberg, Waters' deutscher Tourneeveranstalter, kann nichts Judenfeindliches am Schwein mit Stern erkennen.
Ein Menschenfreund kann kein Antisemit sein. 35.000 Zuschauer können nicht irren. Mag das fliegende Judenstern-Schwein Assoziationen an die Judensau wecken, so symbolisiert Waters' Schwein die Freiheit der Kunst, das demokratische Deutschland. Ein Schwein mit Judenstern stellt ab sofort und für immer dar keinen Angriff mehr auf Juden, sondern die Freiheit, die Juden in Deutschland dankbar genießen.
Das Schwein, obwohl wohlschmeckend, ist ein Tier, welche gesetzestreue Juden, die man in Deutschland an wenigen Händen abzählen kann, nicht verspeisen dürfen. Seine Milch ist trefe! Antisemiten sind der Ansicht, Juden mit der Darstellung eines Schweines zu beleidigen und zu verletzen. Wenn die Deutschen zu Anfang der Neuzeit weniger freizügig mit der Wahrheit umgegangen wären, sich nicht offen zu ihrem Judenhass bekannt hätten, dann wäre schon damals die Judensau ein Zeichen der Völkerfreundschaft und der Verbundenheit mit dem Mitbürger jüdischen Glaubens gewesen. Ab sofort ist das Schwein mit Judenstern und einigen weiteren Insignien des verhassten Kapitalismus, Zeichen der Völkerfreundschaft und der Verbundenheit mit dem Mitbürger jüdischen Glaubens.
Die nun koschere Judensau darf nicht mit dem Saujuden verwechselt werden, auch wenn das Wortspiel jeden nun nicht mehr vorhandenen Antisemiten zum Gebrauch reizt. Da der Antisemitismus in Deutschland nun endgültig ausgerottet ist, ist das Wort Saujude bedeutungsleer und keinem Bürger mehr verständlich.
Bleibt letztendlich nur noch die Vorstellung des Juden Marek Lieberberg zu erklären, Waters' deutscher Tourneeveranstalter, der nichts Judenfeindliches am Schwein mit Judenstern erkennen kann. Um zu beruhigen: Seine Meinung ist irrelevant. Denn
er ist Jude,
er verdient gutes Geld am Menschenfreund und am Judenschwein und
er wird nicht nur von den Düsseldorfer Fans mit einem bedeutungsleeren Begriff belegt.
Das Wichtigste jedoch ist die wissenschaftlich eindeutig belegte und sogar für Judenhasser leicht nachvollziehbare Tatsache, dass Antisemiten sich gerne eines Alibijuden bedienen, um sich vom Verdacht des Antisemitismus zu reinigen. Schon Reichsmarschall Göring hat darauf zurückgegriffen, obwohl – oder weil? – er nicht sonderlich helle im Kopfe gewesen ist.
Halt! Hier haben wir ein Problem. Ein unangenehmer Widerspruch tut sich auf. Dieser geschwätzige Alibijude lässt die These des gesamten Artikels, dass die Judenfeindlichkeit in Deutschland ausgerottet worden ist, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Schade.

Numeri 24 : 9

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