"Männer mit Sturmhauben erklimmen die Kuppel einer Kirche. Sie schlagen das Kreuz nieder und hissen stattdessen die schwarze Flagge der al-Qaida. Eine erschreckende Szene, die belegt, wie Syrien in den Abgrund des Islamismus stürzt. Das schwarze Schreckensbanner auf einer christlichen Kirche – das hat es noch nie gegeben.
Die Bilder stammen aus der syrischen Stadt Raqqa, die seit einigen Wochen in der Hand der Gruppe „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ (ISIS) ist. Die Gruppe besteht aus Dschihadisten aus aller Welt (Tschetschenen, Saudis, Iraker, Libyer), gehört zur Terrororganisation al-Qaida und will in Syrien ein „Kalifat“, einen islamischen Staat errichten.
Wo die Radikalen herrschen, gilt das Recht der Scharia: kein Alkohol, rauchen auf der Straße verboten, Kirchen nennen sie „Häuser der Gotteslästerung“, Steinigung für Ehebruch, in Schulen wird nur noch der Koran gelehrt, „Ungläubigen“ wird bestialisch der Kopf mit einem Messer abgeschnitten.
„Heute reißen sie das Kreuz nieder“, sagt ein Christ aus Raqqa. „Ich frage mich, was sie morgen mit uns machen...“
Mehr als 1,5 Millionen Menschen christlichen Glaubens leben in Syrien.
„Die Gefahr für die Christen dort ist enorm“, sagt Wolfgang Baake, Chef des Christlichen Medienverbundes. „Wir müssen in Deutschland deutlich mehr tun, um mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Das Massaker in Syrien wird immer schlimmer. In Raqqa zeigt sich leider, dass der fundamentalistische Islam vor nichts Halt macht. Es geht nur darum die Vorherrschaft des Islam zu zeigen. Da zählen andere Religionen nichts. Wir bekommen immer wieder Berichte über das Niederbrennen von Kirchen und christlichen Symbolen. Christen sind da Freiwild.“
Die ultra-radikalen Kämpfer der ISIS, die auch mehrere westliche Journalisten als Geiseln halten, sind die Speerspitze einer religiösen Bewegung, die derzeit Syrien überrennt. Nach über zweieinhalb Jahren des Krieges wenden sich immer mehr einst moderate Rebellen dem Islamismus zu.
Das Land, in dem Muslime und Christen einst friedlich miteinander lebten, droht zu einem mörderischen Gottesstaat zu werden. Vor einem „Afghanistan am Mittelmeer“ warnen Experten.
Anfang der Woche unterschrieben elf der größten Rebellengruppen eine Erklärung, in der sie sich zur Scharia bekannten. Anführer der Unterzeichner ist die radikale „Nusra-Front“, die von den USA als Terrororganisation eingestuft wird und sich offen zu Al-Qaida-Führer Zaiman al-Zawahiri, dem Nachfolger Osama bin Ladens bekennt. Der Name der neu zusammengeschlossenen Gruppe, die aus mehreren zehntausend Kämpfern besteht: Allianz der Islamisten..."
syrieninfo
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