Hatune Dogan besucht Menschen, die vor dem Terror des Islamischen Staates (IS) geflohen sind. Die Geschichten, die die Ordensschwester hört, sind kaum zu ertragen – und ein Appell an den Westen. Eine Rezension von Jonathan Steinert
[...] Dogan gibt nicht nur ihre Erfahrungen aus den Flüchtlingslagern wieder. Sie zieht auch Schlussfolgerungen daraus. Das macht das Buch hochaktuell und politisch brisant. Denn der Bürgerkrieg in Syrien und die Untaten des IS betreffen Deutschland unmittelbar und längerfristig. Die deutsche Gesellschaft steckt mitten in einer Debatte darüber, wie sie mit Muslimen und dem Islam umgeht.Dogan warnt davor, diese Frage auf die leichte Schulter zu nehmen. „Leider weiß ich aus meiner eigenen Erfahrung, dass die extremen Vertreter eines radikalen Islam weder Gewalt noch Verfolgung scheuen, um ihre Sicht der Dinge durchzusetzen. Und sie sind auch bei uns unterwegs.“ Sie fragt, ob Europa stark genug ist, um „einem möglichen Druck zur Islamisierung“ eigene Werte entgegenzusetzen. Ihre Zweifel sind zwischen den Zeilen nicht zu überlesen.
Mit leidenschaftlich deutlichen Worten nimmt sie die Christen hierzulande in die Pflicht, den eigenen Glauben zu vertreten und auf Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen, statt „in blinder Naivität“ alles zu tolerieren. „Je mehr Boden wir als Christen im Zeichen vermeintlicher Toleranz aufgeben, umso stärker wird ein radikalisierender Islam auftreten.“ Sie stellt ausdrücklich klar, dass sie nicht gegen Muslime oder den Islam kämpft. „Aber ich hasse die islamischen Gesetze, weil diese Gesetze menschenverachtend sind.“ Darunter litten sowohl Muslime als auch Andersgläubige.
So drastische Äußerungen wirken angesichts einer politisch allzu korrekten Debattenkultur fast verstörend – aber das tut ihr gut. Verstören sollten vor allem die Beispiele, anhand derer Dogan aufzeigt, wie radikaler Islam für die Menschen aussieht, die in seinem Umfeld leben – und anders glauben. Sie sind ein Appell an den Westen und die Menschen der freien Welt, nicht wegzuschauen und zu beschwichtigen, sondern zu handeln.
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