Die Welt:
Was an Ihrem Buch wohl am meisten irritiert, ist die These, der
Holocaust habe ein ökologisches Krisenbewusstsein zur Voraussetzung
gehabt. Und dass Sie eine mögliche Wiederholung des Holocausts mit
heutigen ökologischen Problemen wie den Klimawandel in Verbindung
bringen.
Snyder:
Nun ja, das irritiert nicht zuletzt, weil Ökologie in Deutschland einen
gänzlich positiven Klang hat. Aber "ökologisch" ist bei mir ein
neutraler Begriff, der die natürliche Welt als eine biologische Einheit
beschreibt.
Wenn ich
sage, dass Hitler in ökologischer Begrifflichkeit argumentierte, meine
ich damit, dass sich sein Denken primär um die natürliche statt um die
menschliche Welt drehte. In seiner Weltsicht gab es keinen Unterschied
zwischen Menschen und Tieren.
Dass
wir denken, wir seien anders als Tiere, galt ihm als Folge eines
jüdischen Betrugs. Juden passten für ihn nicht in die Ökosphäre und
müssten daher aus ihr entfernt werden. Was er damit implizierte, ist die
Negation von Politik und Wissenschaft als Mittel, um die Beziehung
zwischen uns und unserem Planeten verändern zu können.
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