Saturday, January 02, 2016

Kritischer Journaillismus (Folge 1527): Profit

Ein arabischer Bürger Israels hat am Freitag bei einem Überfall auf eine Bar in Tel Aviv zwei Menschen ermordet und weitere verletzt. Aufzeichnungen einer Überwachungskamera zeigen den identifizierten, aber noch flüchtigen Täter, wie er in einem benachbarten Geschäft eine Waffe aus seinem Rucksack zieht und das Feuer eröffnet. Der Angriff wird als islamistischer Terror eingestuft.
In den Abendnachrichten des deutschen Staatsfernsehens übernimmt Richard C. Schneider die Berichterstattung über die Bluttat, die er so abschließt: »Politisch profitieren könnte davon die extreme Rechte in Israel, die die rund 1,5 Millionen israelischen Araber als Feinde innerhalb des Landes darstellt«. Ist das aber noch seriöse Information oder schon gehässige Propaganda?
In jedem Fall verrät dieser letzte Satz, daß Richard C. Schneider Nachricht und Meinung nicht zu trennen weiß. Nicht das von einem islamistisch motivierten Täter begangene Verbrechen scheint dem Journaillisten wichtig, sondern das Ausleben seiner Abneigung gegenüber einer nicht näher definierten »extremen Rechten«. Doch die hat keine Bar überfallen und Menschen umgebracht.
Und es ist wohl auch nicht allzu vermessen anzunehmen, daß der 29 Jahre alte Täter gerade nicht beabsichtigte, diese »extreme« oder jede andere »Rechte« zu stärken. Weshalb bringt der ARD-Veteran sie ohne Not dennoch ins Spiel? Weshalb spekuliert er munter drauflos, statt beim Thema zu bleiben – islamistisch motivierter Terrorismus? Immerhin gratulierte ja auch die Hamas.
Davon jedoch erfährt, wer Richard C. Schneider lauscht, nichts. Fakten, echte Informationen sind, scheint’s, nicht so wichtig, wenn es gilt, eine »extreme Rechte« mit einem Verbrechen in Verbindung zu quatschen, mit dem sie weniger zu tun hatte als, nun, Richard C. Schneider, der doch schon längst profitiert hat: Er durfte seine Voreingenommenheit als »Nachricht« verbreiten.
 tw24

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