Der Iraner Mohammadreza Madadi hätte niemals gedacht, dass ihn sein christlicher Glaube noch einmal in Gefahr bringen könnte. Im Dezember 2015 war er nach Deutschland geflüchtet. Der frühere Moslem war bereits in Iran Besucher einer kleinen christlichen Hausgemeinde. Da der Übertritt vom Islam zum Christentum in seiner Heimat verfolgt wird, floh er nach Berlin.
Im Tempelhofer Hangar bewegte Mohammadreza Madadi sich mit T-Shirt vor der Essensausgabe, ließ sein auf den Oberarm tätowiertes Kreuz sehen. Sofort sei er schräg angesehen worden und umstehende Flüchtlinge hätten ihn als einen Kuffar, einen Ungläubigen, beschimpft.
Sein Bekannter, Hamidreza Pirghasemi, berichtet ebenfalls von alltäglichen Drangsalierungen: "Wir waren unter der Dusche und plötzlich haben wir gesehen, dass Shampooflaschen auf uns flogen und als wir in der Essenschlange waren, haben die Muslime uns schräg angesehen und uns beleidigt, dass wir unsauber sind und wollten verhindern, dass wir in die Kantine gehen."Am 12. Februar eskalierte im Hangar die Situation. Nach Medienberichten wurde eine Gruppe Iraner, die in der Bibel lasen, von Dutzenden radikalen Muslimen umringt. Die Polizei, die gerade wegen einer anderen Auseinandersetzung in der Unterkunft war, griff ein. Am 24. Februar berichtet die "BZ" über die Übergriffe und die Todesangst der christlichen Iraner. Namentlich wird auch der Iraner Mohammadreza Madadi zitiert. Unter der Dusche sollen nun am selben Tag Afghanen darüber gesprochen haben, wie man die christlichen Iraner umbringen könne. Ein 19-jähriger Afghane wird vorübergehend festgenommen - der Staatsschutz nahm Ermittlungen auf, die noch andauern. Mohammedreza Madadi selbst erfuhr davon zunächst nichts.Für die beiden Iraner Mohammadreza Madadi und Hamidreza Pirghasemi wurde die Situation nun unerträglich. Der Pressesprecher von Sozialsenator Mario Czaja, Sascha Langenbach schaltete sich ein und sprach mit beiden persönlich. Gegenüber dem rbb sagten die beiden Iraner aus, Langenbach habe ihnen eine sichere Unterkunft zugesagt allerdings verbunden mit der Aufforderung: "Dann bitte keine Interviews mehr mit Journalisten vom Fernsehen oder der Zeitung." Die beiden vertrauten darauf und wurden am folgenden Tag in die neue Unterkunft in der Colditzstraße gebracht. Dort aber wurden sie nach einer langen Wartezeit abgewiesen und zurück in die Hangars gefahren.Tags darauf erfuhren sie von Pfarrer Gottfried Martens von der evangelisch-lutherischen Dreieinigkeitsgemeinde Berlin-Steglitz, dass muslimische Afghanen darüber gesprochen hatten, sie umzubringen. Sie verließen die Hangars sofort und kamen in eine von Pfarrer Martens vermittelte sichere private Unterkunft. Martens sagte dem rbb dazu, er halte es für problematisch, "Flüchtlinge auf diese Weise unter Druck zu setzen", die aus einem Land kommen, wo sie keine Meinungsfreiheit hatten.
Auf eine detaillierte Anfrage waren Czajas Pressesprecher Sascha Langenbach und die Senatsverwaltung nicht zu einer Stellungnahme gegenüber dem rbb bereit.
rbb-online.de
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