Sebastian Engelbrecht hat lange Jahre aus Israel berichtet, von 2008 bis 2012 hatte ihn die ARD in Tel Aviv stationiert. Zeit genug, sollte man meinen, sich zumindest mit den Basics der Geschichte des jüdischen Staates vertraut zu machen, selbst wenn man ihn etwas kritischer sieht. Dennoch gelingt es Sebastian Engelbrecht, Sätze zu formulieren, die eine Parallelwelt zu beschreiben scheinen.
Auch in dieser Welt gibt es ein Israel, dessen Unabhängigkeit am 14. Mai 1948 ein gewisser David Ben-Gurion ausrief, gut ein halbes Jahr nachdem die für diese Parallelwelt zuständige Vollversammlung der auch dort existierenden Vereinten Nationen die Gründung eines arabischen und eines jüdischen Staates auf dem Gebiet eines britisch verwalteten Mandatsgebiets Palästina beschlossen hatte.
Das Israel in Sebastian Engelbrechts Welt verfügte offenbar schon von der ersten Stunde seiner Existenz an über eine schlagkräftige Armee, denn »auf die Unabhängigkeitserklärung folgte prompt der Krieg gegen die Palästinenser und ihre verbündeten arabischen Armeen«, wie der Journalist erklärt. Nicht arabische Staaten und Araber zogen gegen das Parallel-Israel ins Feld, sondern es gegen sie.
Sebastian Engelbrechts Israel wurde nicht das Ziel einer Aggression, deren erklärtes Ziel die Auslöschung des eben gegründeten Staates mitsamt seiner jüdischen Bevölkerung war, sondern es überfiel seine Nachbarn. Und es erklärte nicht, all seinen gleichberechtigten Bewohnern Heimat sein zu wollen, sondern Parallel-Israel begann eine Aggression gegen »Palästinenser« genannte Menschen.
Vielleicht gibt es ja Parallelwelten und in einer von ihnen ein Israel, dessen (Wieder-)Gründung so ablief, wie Sebastian Engelbrecht behauptet. In der Welt jedoch, an die er sich richtet, war das moderne Israel schon vor seiner Ausrufung Ziel einer Aggression, die bis heute anhält. Unterstützt werden die Angreifer oft von Propagandisten, zu denen Sebastian Engelbrecht wohl gehören will.
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