Wer die offiziellen und inoffiziellen Diskurse rund um die seit
Jahren eskalierende Migrationskrise verfolgt, kommt nicht umhin,
Parallelen mit der Berichterstattung über den sogenannten Arabischen
Frühling festzustellen. Was damals, im Frühjahr 2011, von Medien und
Politik als demokratischer Aufbruch in ein goldenes Zeitalter verkauft
wurde, stellte sich im Nachhinein als Dauerwerbesendung für
Steinzeitislamismus heraus.
von Gerrit Liskow
Einzige Ausnahme von dieser Regel waren jene in Deutschland dünn
gesäten Journalisten, die sich von Anfang an denken konnten, was daraus
wird; vielleicht auf Grund ihrer altmodischen Ansicht, dass persönliche
Kenntnis von der Materie, mit der man sich beruflich befasst, auch im
Journalismus nicht ganz unwichtig ist.
Ich habe, liebe Leserinnen und Leser, keine Ahnung, worauf der
Deutsche Herbst des Jahres 2015 hinauslaufen soll. Es würde mich jedoch
nicht wundern, wenn Frau Dr. Merkel schon im neuen Jahr einen neuen
Arbeitsplatz hat - aber fällt sie nun die Treppe rauf oder runter? Egal,
denn die deutsche Kanzlerin scheint (allen anders lautenden
Beteuerungen aus Partei und Staat zum Trotz) nie wirklich in der
Bundesrepublik des Jahre 1989 angekommen zu sein.
Um auch das gleich vorauszuschicken (und nicht, weil es sich so
gehört, sondern weil es meine Überzeugung ist): Wer vor Krieg und
Verfolgung flieht, hat jede mögliche Hilfe verdient.
Und nun zum unbequemen Teil, den Fakten. Nachdem sich allgemein
herumgesprochen haben dürfte, dass von den pauschalisierend und schlecht
verallgemeinernd als Flüchtlinge bezeichneten Menschen überhaupt nur
20% aus Syrien sind, stellt sich die Frage: Wo kommen denn die übrigen
80% her? Dort, wo darüber Buch geführt wird, weiß man, dass sie
Afghaner, Iraker, Eritreer, Sudanesen und Somalis sind - oder aus
Westafrika stammen.
Das sind bestimmt interessante Leute und ich hege gegen niemanden
einen Groll, der seine persönlichen Lebensumstände dadurch verbessern
möchte, dass er in eine andere Weltgegen zieht. Im Gegenteil: Ich habe
es selbst ein paarmal so gemacht und würde es jederzeit wieder tun. Und
mir fallen ad hoc drei bis vier moderne demokratische Rechtsstaaten ein,
in denen die Politik zwar mindestens genauso korrupt funktioniert, wie
in Germany, dafür aber wenigstens nicht mal annähernd so blöd.
All das ist kein Drama. Wer sich in Deutschland einen Arbeitsplatz
suchen möchte und hier Beitrags- und Steuerzahler wird, kann das von mir
aus gerne tun. Tatsächlich hat das IFO-Institut gerade ausgerechnet,
dass die Zuwanderung im bisherigen Umfang nur finanziert werden kann,
wenn das Rentenalter steigt und der Mindestlohn gleichzeitig abgeschafft
wird. Dankeschön! Jetzt weiß man also offiziell, was man sich vorher
bloß denken konnte.
Ganz unabhängig davon, ob man an den Topf voll Gold am Ende des
Regenbogens (vulgo: Rente) glaubt, oder nicht: Liebe deutsche
Wirtschaft, hättet Ihr es Euch mit der Absenkung der Lebensstandards in
Germany nicht auch etwas einfacher machen können? War es wirklich nötig,
Millionen auf die Wanderschaft zu schicken, von denen tausende im
Mittelmeer ertrunken sind, nur damit aus Deutschland endlich, endlich
ein Billiglohnland wird? Sagt doch einfach, wir müssen alle noch etwas
Geld mitbringen, wenn wir für Euch arbeiten gehen!
Und auch vor dem Hintergrund der vom IFO-Institut vorgelegten
Berechnungen steht es schlecht um den offiziellen Wahn, Zuwanderung, wie
sie derzeit in Deutschland praktiziert wird, wäre für alle ein Gewinn –
denn offensichtlich zahlen wir dabei drauf: durch steigende Steuern und
niedrigere Löhne bei gleichzeitig sinkenden Lebensstandards. Hurra!
Und wenn die Moralweltmeister aus Germany sich dann auch noch
aufschwingen, anderen Ländern via ihres Herrschaftsinstrumentes, der
Brüsseler Beamtendiktatur (a.k.a. „Europa“) die Leviten zu lesen, weil
sie sich mit ihren Flüchtlingen gefälligst etwas mehr Mühe geben sollen,
wird es pikant: Kann oder will man in Berlin nicht verstehen, dass das
Geld in manchen Staaten nicht üppig genug ist, um dort mir nichts dir
nichts ein paar zehntausend Menschen mehr auf öffentliche Kosten zu
alimentieren – nicht zuletzt dank des missglückten Freilandversuchs
namens „Euro“?
Was insbesondere in uffjeklärten Milieus noch immer auf Unverständnis
stößt, ist bekanntlich die Einsicht, dass einem der Staat nicht
schenken kann, was er einem nicht vorher weggenommen hat. Oder doch,
liebe Sozialdemokraten?
Aber die Flüchtlinge haben doch so niedliche Kulleraugen! Wie dieses
knuddelige Baby, das uns der deutsche Staatsfunk immer zur besten
Sendezeit zeigt - vor allem dann, wenn es darum geht, uns zu mehr
nationaler Eintracht im Angesicht der Krise zu bewegen. Mitnichten: Im
Dschungel von Calais ist die Kundschaft fast zu 100% jung, ledig,
männlich. Von Frauen und Kindern ist dort solange keine Spur, bis die
Presse auftaucht.
Und, und, und Climate Change? Wer behauptet, die Flüchtlingskrise
läge am Klimawandel, wie zum Beispiel die deutschen „Grünen“ es tun, hat
natürlich recht – nur anders, als gedacht: Denn während Frau
Oberstudienrätin und Herr Oberamtsrat in ihren VW-Touranen den „guten“
Biodiesel verjuckeln (CO2-neutral und NOX-intensiv, schönen Gruß nach
Wolfsburg), wird in vielen wirtschaftlich schwächeren Ländern das
Getreide knapp und teuer. Dass dieser blöde Adam Smith aber auch immer
Recht behalten muss!
Ergebnis der EU-Klimapolitik: Schon ein paar Jahre nach Einführung
des Bio-Diesels brach jener „Arabische Frühling“ aus, der nun seinen
langen Schatten namens syrischer Bürgerkrieg wirft und in der
Notunterkunft namens EU das Brot knapp werden lässt. Man hätte, das soll
damit gesagt sein, diese armen Menschen auch in ihren Heimatländern
verköstigen können – das wäre vermutlich billiger geworden.
Und kann man sich bitte endlich abgewöhnen, den sogenannten
Arabischen Frühling als Kampf für mehr Demokratie zu verkaufen um ihn
nicht als das verstehen zu müssen, was er wirklich war: eine periodisch
wiederkehrende Brotpreis-Revolte.
Mutti adoptiert anderthalb Millionen Kinder
Natürlich hat es immer Migration gegeben. Ich denke, Neugier ist der
Naturzustand des Menschen, und wenn es einem irgendwo gefällt, sollte
man da bleiben – bis man etwas Besseres findet. Nur wie dieser
Naturzustand vom deutschen Staat verwaltet wird, ist bemerkenswert blöd.
Denn während andere Staaten sich von vornherein auf wanderlustige
Kundschaft kaprizieren, die unterm Strich auch noch etwas für die
Steuerkasse und die Sozialversicherung abwerfen, zeigt sich Germany
insbesondere an solchen Migrantinnen und Migranten interessiert, die das
Gemeinwesen möglichst viel kosten.
Man kann das selbstverständlich so machen – es wird dann nur sehr
teuer. Denn so eine Gesellschaft ist nur mit steigenden privaten Kosten
bei gleichzeitig sinkenden öffentlichen Leistungsniveaus zu
stabilisieren. Es fragt sich, warum das so sein muss. Und da komme ich
an dieser Stelle leider nicht umhin zu konstatieren, dass mich die
international mit Interesse quittierte Adoption von anderthalb Millionen
„Syrern“ durch die deutsche Kanzlerin in vielen Punkten an einen
ungeeigneten Rehabilitationsversuch gegenüber der deutschen Geschichte
erinnert.
Und es ist in der Tat ein untauglicher Rehabilitationsversuch: Zwei
Weltkriege und ein Völkermord im „Deutschen Jahrhundert“ lassen sich
nicht dadurch wiedergutmachen, dass man als Migrationshelfer an
vorderster Front die Feldbetten aufstellt oder im Winterhilfswerk beider
Amtskirchen emsig Wollstrümpfe für "diese armen Menschen" strickt.
(Oder auch diese gar nicht so armen Menschen. Eine Übersiedelung ins
Ausland verschlingt viel Geld, aber das weiß man wahrscheinlich nur,
wenn man selbst einen Migrationshintergrund hat. Und überhaupt hätten
die Flüchtlinge viel lieber Eure schicken neuen Smartphones als Eure
ausgelatschten Sneaker, liebe Teenager.)
Mutti baut den Syrern eine Stadt
Es ist natürlich nur meine persönliche Meinung und die ist keine
exakte Wissenschaft, aber die deutsche Willkommens-Kultur scheint sich
weniger um diese armen Menschen zu drehen als um jene Deutschinnen und
Deutschen, die es gut mit ihnen meinen.
Es ist selbstverständlich jeder und jedem gegönnt, sich „besser“ zu
fühlen und mal so richtig „stolz“ zu sein auf „sein“ oder „ihr“ Land;
und wenn man bei der in Hamburg erscheinenden „Zeit“ arbeitet, hat man
wahrscheinlich auch sonst nicht viel zu lachen. Aber muss man sich
unbedingt auf Kosten anderer „besser“ fühlen?
Und wenn es schon unvermeidlich ist, dass es so läuft, nämlich auf
Kosten der Allgemeinheit, warum haftet den gutgemeinten
Liebesbezeugungen der uffjeklärten Milieus immer so etwas durch und
durch Infantiles an? Das wird doch auch den Objekten Eurer
falschverstandenen Liebe gar nicht gerecht, liebe FlüchtlingshelferInnen
beiderlei Geschlechts.
Warum ist es so, dass aus dem lustigen Ali aus Aserbaidschan – „der
immer so total gut drauf ist, obwohl es wirklich eine Schande ist, was
in den Notunterkünften mit den Menschen passiert“ – plötzlich „ein
Arschloch“ wird, wenn sich zeigt, dass seine Ansichten über Frauen
genauso beknackt sind, wie die von Axel aus dem Aargau, dem Ex jener
FlüchtlingshelferIn, die den Ali eben noch so dufte fand?
Dass Affekte sich ändern, ist völlig normal. Allein die Direktheit
und Totalität, in der dieser Umschwung der Gefühle geschieht, gibt
manchmal zu denken. In Deutschland ist die Rede dann (und jetzt) davon,
dass die Stimmung kippt. Bemerkenswerter Weise hat das in Germany noch
nie etwas Gutes bedeutet - und zwar völlig unabhängig von der Richtung,
in der die „politische“ Stimmung umgekippt ist.
Aber die Belehrung durch die Wirklichkeit bleibt selbstverständlich
denen reserviert, die sich tatsächlich jenen Mühen der Ebene
unterziehen, die der Kontakt mit der realexistierenden Wirklichkeit nun
mal mit sich bringt; derlei darf man in den uffjeklärten Milieus und den
Redaktionen ihrer Leib-und-Magen-Blätter nicht als gegeben
voraussetzen.
Doch abgesehen von denen, die es nicht besser wissen oder nicht
besser können, gibt es selbstverständlich auch jene, die es nicht besser
möchten. Dieser ideologisch harte Kern der Flüchtlingspolitik hat
dieselbe Rechnung wie das IFO Institut aufgemacht und ist wie
Hans-Werner Sinn und seine Experten zu dem Schluss gekommen, dass die
Bilanz der VEB Deutschland AG – Slogan: „Zuwanderung ist für alle ein
Gewinn“ – in Wahrheit gar nicht aufgehen kann.
Doch während die systemimmanente Wirtschaftswissenschaft aus München
die Flüchtlingskrise als Beitrag zur Absenkung der Lebensstandards für
„alle“ (außer ihnen selbst, versteht sich) propagiert, lauert der harte
Kern der Flüchtlingspolitik bereits auf den von seiner Theorie in
Aussicht gestellten Endsieg über das sogenannte kapitalistische
Schweinsystem; also das, was sich vor einem Jahrhundert sozialromantisch
als Untergang des Abendlandes bezeichnete.
Und so waschen sich also das IFO-Institut und die deutsche
Willkommenskultur in trauter Eintracht die Hände und beide bleiben
schmutzig: In Ziel und Methode unterscheiden sie sich nicht, lediglich
in ihrer Verlaufsform. Denn während Hans-Werner Sinn und die Seinen sich
zurzeit noch damit begnügen müssen, das erste Etappenziel
anzumoderieren („weniger Gehalt, spätere Rente“ – zu den Steuern sagt er
später noch was), darf das Flüchtlingshilfswerk der progressiven
Milieus bereits von seinen langfristigen Zielen träumen: eine Apotheose
der Selbstmordsekte mit anschließender Selbstverherrlichung – dekoriert
mit einem „Friedens“-Nobelpreis für die deutsche Kanzlerin.
Man kann wie gesagt für die freiwillige Selbstabschaffung sein.
Momentan ist dies noch ein halbwegs freies Land. Man kann auch alles so
fühlen, machen oder denken, wie es durch den offiziellen Diskurs in
Deutschland vorformuliert wird. Es gibt anscheinend ein Recht auf
Dummheit und niemandem, der seiner oder ihrer halbwegs menschenwürdigen
Existenz im Wohlstand überdrüssig geworden ist, verspreche ich im Wege
zu stehen. Man kann ja den Fortschritt nicht aufhalten.
Aber wenn man nicht nur sich selbst, sondern auch den Rest der
Menschheit dadurch zu „retten“ versucht, dass man ihn abschafft – wieso
muss man sich zur Durchsetzung dieses abenteuerlichen Zieles dann
unbedingt der Flüchtlinge bedienen?
haolam.de
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