Wednesday, March 10, 2010

Marokko: Staat schließt christliches Waisenhaus

Das Hauptgebäude des „Dorfs der Hoffnung“ in Ain Leuh. Foto: PR
Ain Leuh (idea) – Marokkanische Sicherheitsbehörden haben ein christliches Waisenhaus im Atlasgebirge geschlossen. Die 20 ausländischen Mitarbeiter, meist Pflegeeltern für die 33 Kinder, müssen das Land verlassen.
Das teilt der Personalleiter des „Dorfs der Hoffnung“ in Ain Leuh, Chris Broadbent, auf der Internetseite der Einrichtung mit. Am 6. März kam die Polizei in das Waisenhaus. Der Neuseeländer wurde mit seiner Frau Tina in Anwesenheit ihrer beiden Söhne William und Samuel zweieinhalb Stunden lang verhört. Man habe ihnen vorgeworfen, die Pflegekinder zum christlichen Glauben bekehren zu wollen. Die Familie musste am 8. März das nordafrikanische Land verlassen. Sie befinden sich laut Presseberichten auf dem Weg nach Spanien. Nach Broadbents Worten ist das staatlich registrierte Waisenhaus seit zehn Jahren in Betrieb. Die Mitarbeiter hätten nie ein Geheimnis aus ihrem christlichen Glauben gemacht. Für die Kinder in ihrer Obhut sei es eine Tragödie, dass sie jetzt ohne ihre Pflegeeltern auskommen müssten. Die älteren würden ihrem Schicksal überlassen und die jüngeren in staatlichen Anstalten untergebracht. Dies sei eine „Schande“ für die staatliche Führung Marokkos. Broadbent bittet darum, die Information an Freunde, Kirchen Politiker und die Presse weiterzugeben.
In jüngster Zeit hat sich in Marokko der staatliche Druck auf Christen verstärkt. Am 4. Februar führte die Polizei in der Kleinstadt Amizmiz, etwa 55 Kilometer südlich von Marrakesch am Fuße des Atlasgebirges, eine Razzia auf eine Bibelstunde durch. Dabei wurden ein US-Amerikaner und 18 Marokkaner festgenommen, darunter fünf Kleinkinder im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren. Danach wurde der US-Amerikaner abgeschoben. Der Grund: Ein ausländischer Missionar wolle den „evangelischen Glauben“ in dem überwiegend muslimischen Land ausbreiten. Vor allem unter Berbern in Marokko und dem benachbarten Algerien wächst die Zahl der Christen. In Marokko ist der Islam Staatsreligion. Von den rund 32 Millionen Einwohnern sind nach offiziellen Angaben 99 Prozent Muslime, davon 90 Prozent Sunniten. Ferner gibt es kleine Minderheiten von Christen und Juden.

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