Wollen wir gar nicht lange hinterfragen, ob das inszeniert ist: Ein
syrischer Flüchtling kocht Obdachlosen in Berlin warmes Essen und
bezahlt die Zutaten von seinen monatlich 350 Euro Asylgeld. Ein ZDF TV
Team ist rasch zur Stelle und berichtet darüber, und 12.000
Facebookmitglieder liken es. Mission erfüllt.
Gut, es ist die dunkle Jahreszeit, verlorene Geldbörsen sind nicht
mehr so leicht zu finden, ebenso wenig die Fundbüros, und laufende
Kameras und Lokalreporter haben ja auch noch anderes zu tun. Da kommt
ein Suppenkoch gerade recht, um mal wieder eine Anekdote unter die Leute
zu bringen. Anekdoten, wir erinnern uns:
auf diesen launigen Geschichten basiert das Weltbild all derer, die es
mit relevanten Fakten nicht so haben. Ihnen helfen Zuckerkügelchen gegen
Beschwerden wie Schlaflosig- und Dauermüdigkeit , gegen Zähneknirschen
sowie gegen Angst den Verstand zu verlieren (ich empfehle hier Calcium
carbonicum oder ein 16t Gewicht aus zwei Meter Höhe).
Der Syrer ist vielleicht tatsächlich keine Sockenpuppe, sondern ein
netter, mitfühlender Mensch, und dafür gebührt ihm Anerkennung. Nicht
endenwollend begeistert ist das ZDF, das die zunächst als Tweet
verbreitete Geschichte in bewegte, bewegende Bilder umsetzt und am Ende
des Berichts mit einer Hammerpointe aufwartet: ein weiterer Migrant
habe bereits Mithilfe angeboten! Wenn einem soviel Gutes wiederfährt,
dann ist das einen Teller Brühe wert. Während die Kanzlerin “ihrem” Volk
eine Suppe eingebrockt hat, an der nicht nur Deutschland, sondern ganz
Europa zu ersticken droht, bekommen jetzt wenigstens Obdachlose in
Berlin einen segensreichen Löffel, für diese Leute hatte das “reiche
Land” nämlich offenbar ansonsten keine Mittel. Rundum sättigend schließt
sich nun der Kreis der heilen Welt für alle Suppenkasper, die einen
solchen Bericht als klaren Beweis dafür bejubeln, dass doch noch alles
gut wird. Und wenn auch morgen die Welt unterginge, ich würde heute noch
ein Süppchen kochen.
Kritische Stimmen, die den Bericht des ZDF und die Werbung dafür bei
Facebook nicht ganz so fraglos schlucken, werden nach gewohnter Manier
niedergemacht. (“Ekelhaft!” “Alles schlecht machen!” “Was tust du denn
für Obdachlose?” “Fresse halten!” “Braune Socken”) Immerhin, es gibt
auch kritische Stimmen in der Diskussion bei Facebook, und es fällt auf,
dass nicht wenige Skeptiker auf ihre Vergangenheit als DDR Bürger
hinweisen und sich mit Propaganda daher ganz gut auskennen. Auch nach 25
Jahren Befreiung glaubt der Ossi immer noch nicht wirklich alles, es
sei denn, er ist heute in der 1. Reihe des Staates tätig.
Ansonsten regiert bei den Dunkeldeutschen immer noch eine gewisse
Renitenz in Glaubensfragen. Wenn die Verantwortlichen für den
frömmelnden Film dann auch noch den dummen Fehler machen und das
Einkommen des Suppenspenders falsch beziffern, trägt dies auch nicht
gerade zur Glaubwürdigkeit bei. Gänzlich zur Lachnummer werden die
Redakteure, wenn sie den Vorwurf der Manipulation nur damit kontern
können, sie seien auch für die gefakete Mondlandung und den Tod von
Elvis verantwortlich. Nein, liebes ZDF, wir wollen mal nicht
übertreiben. Ihr seid und bleibt die Meister der ganz kleinen Form.
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