Aus einem Kommentar von Jörg Fischer-Aharon, hagalil.com
Schockierend ist weniger der Film – Wilders hat sich wirklich nicht viel Mühe gemacht, sondern nur altbekanntes zusammengeschnitten – sondern die Reaktionen. Denn die Reaktionen, der vorauseilende Gehorsam gegenüber faschistoiden Terroristen – begründen die Frage, wie es um die Meinungsfreiheit bestellt ist, wie wehrhaft unsere Demokratie ist und wie standhaft unsere offene Gesellschaft sich gegen jene Elemente behauptet, die genau diese unsere offene Gesellschaft zerschlagen wollen. Während es die dänische Regierung beim sogenannten "Karrikaturenstreit" ablehnte, sich zu entschuldigen, da es in einer Demokratie mit Presse- und Meinungsfreiheit nuneinmal nicht Sache der Regierung ist, für Karrikaturen in irgendwelchen Provinzblättern Abitte zu leisten, machte nicht nur die niederländische Regierung das genaue Gegenteil. Selbst völlig unbeteiligte, wie die österreichische Außenministerin, fühlten sich bemüßigt, ungefragt ihren Senf abzusondern.Und die Selbstzensur funktionierte in beängstigender Geschwindigkeit. YouTube etwa – wo wochenlang das Musikvideos eines Berliner Islamorapper online abrufbar war, der in seinem Hasssong zu Gewaltanwendung gegen Homosexuelle aufrief oder auch zahllose Videos mit antisemitischer Hetze und Propagandaclips der NPD problemlos online gestellt werden können – brauchte weniger als 48 Stunden, um den Wilders-Film zu entfernen. Nach Morddrohungen gegen Mitarbeiter, stellte auch die Produktionsfirma des Filmes diesen offline. Zwischenzeitlich scheint es, dass der Film, der inzwischen von schätzungsweise 3 Millionen Menschen gesehen wurde, nur noch auf der Website der Wilders-Partei zu sehen ist, was deren Zugriffszahlen in die Höhe schnellen lässt – ebenwo wie die Umfragewerte für die Partei "durch die Decke" gehen dürften.Sicherheitsbehörden warnen, dass durch den Film die Terrorgefahr in Europa, insbesondere in den Niederlanden und Deutschland, gestiegen sei. Und das alles, obwohl die "Massenempörung" noch gar nicht stattgefunden hat. Aber auch bei den dänischen Karrikaturen dauerte es gut 5 Monate, bis es in den islamischen Ländern zum "spontanen Aufstand" des "gesunden Volksempfinden" kam – immerhin musste ja die Reisekader der Islamisten erst einmal die dänischen Fahnen herstellen und verteilen, die dann als Ausdruck der "spontanen Empörung" kameragerecht verbrannt wurden. Auch bezüglich des Filmes wird es wohl noch etwas dauern, bis die "Massen" niederländische Fahnen verbrennen, Botschaftsgebäude angreifen und Häuser anzünden, denn, wie es der Publizist Henryk M. Broder in einem Radiointerview treffend formulierte: Die Empörten wissen noch nicht, dass sie empört sind.
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