»Sexuelle Belästigung ist alltäglich«, sagte Manal Hassan. »Aber diesmal war es anders.« Etwa 100 Menschen protestierten am Donnerstag der vergangenen Woche gegen sexuelle Gewalt und die Untätigkeit der Polizei. An den Feiertagen nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan Ende Oktober waren in der Innenstadt Kairos zahlreiche Frauen angegriffen, gejagt und sexuell belästigt worden, die anwesenden Polizisten griffen nicht ein.
Zu der Kundgebung hatten liberale Blogger, Journalisten und Menschenrechtler aufgerufen. Die Regierung dagegen ist entschlossen, die zahlreicher und aggressiver werdenden Übergriffe zu ignorieren. Das der Regierung nahe stehende Magazin Rose al-Youssef bezeichnete die Berichte als »kranke Fantasien«, und das Innenministerium bestreitet, dass überhaupt etwas vorgefallen sei, schließlich habe es keine Anzeigen bei der Polizei gegeben.
»Frauen vertrauen der Polizei nicht«, erklärt Azza Suleiman vom Centre for Egyptian Women’s Legal Assistance. Die Polizei habe »die Belästigung eher initiiert als verhindert«, bei oppositionellen Protesten im vergangenen Jahr rissen Zivilpolizisten Demonstrantinnen die Kleidung vom Leib. Zudem gelte es noch immer als Schande für eine Frau, Opfer sexueller Gewalt geworden zu sein, und der Trend zum religiösen Konservatismus schränke die Möglichkeiten, sich zu wehren, weiter ein.
jörn schulz
jungle-world.com
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