Thursday, November 20, 2014

Der einstige Katholik köpft jetzt für den IS

Auf dem Video der Terrororganisation Islamischer Staat (IS), das die Enthauptung des US-Entwicklungshelfers Peter Kassig zeigt, sind zwei Franzosen zu sehen. Gleich nachdem die Aufnahmen im Internet aufgetaucht waren, wusste die Pariser Staatsanwaltschaft, dass es sich bei einem der Täter um Maxime Hauchard handelt. Der 22-jährige Dschihadist ist seit längerem auf dem Radar des französischen Geheimdiensts. Hauchard war im August 2013 nach Syrien gereist, unter dem Vorwand eines humanitären Einsatzes. Seither nennt er sich Abu Abdallah Al-Faransi (Al-Faransi bedeutet auf Arabisch «der Franzose»). Aufgewachsen in einer katholischen Familie in einem Vorort von Rouen im Nordwesten Frankreichs, konvertierte Hauchard mit 17 Jahren zum Islam. Der Jugendliche sei im Internet auf Islam-Foren und Propaganda-Websites gestossen, erklärt Staatsanwalt François Molins gegenüber 20minutes.fr. Seine Umkehr sei in der Einsamkeit seines Schlafzimmers passiert. Den Behörden fällt Hauchard erst auf, als er sich einer Salafisten-Gruppierung anschliesst. Kurz darauf habe er seiner Familie gesagt, es sei sein Traum, als Märtyrer zu sterben. Im Oktober 2012 reiste er zum ersten Mal in ein Trainingslager für Islamisten nach Mauretanien. Von seinem sechsmonatigen Aufenthalt kam er jedoch sehr enttäuscht zurück. Es sei «nicht radikal genug» gewesen, soll er gesagt haben. In seiner Heimat Le Bosc-Roger-en-Roumois bei Rouen mag man sich noch an den netten Maxime erinnern. «Er mähte den Rasen und schnitt Holz», erzählt Nachbar René der Nachrichtenagentur AFP. Und wenn er mal eine Party mit seinen Kollegen im Garten machte, dann «immer ohne Vorfälle». Ähnlich liest sich die Geschichte des zweiten Dschihadisten, der auf dem Köpfungsvideo erscheint. Der 21-jährige Mickaël Dos Santos wuchs in Champigny-sur-Marne, einem Pariser Vorort, in einer streng katholischen Familie auf. Die Eltern stammen ursprünglich aus Portugal, Mickaël ist der älteste von drei Brüdern. Wie Maxime Hauchard konvertierte auch Dos Santos im Teenager-Alter zum Islam. Das habe zu einem Konflikt mit seiner Mutter geführt, sagt ein Nachbar zu 20minutes.fr. Sie sei es gewesen, die die Polizei schon früh vor der Radikalisierung ihres Sohnes warnte. Doch keiner habe sie damals ernst genommen. Dos Santos erscheint in den Akten des Geheimdienstes erst ab Ende 2013, nachdem eine Zelle der Dschihadisten im nahe gelegenen Villiers-sur-Marne entdeckt wird. Doch es ist zu spät: Dos Santos ist zu diesem Zeitpunkt bereits in Syrien und trägt den Kampfnamen Abou Uthman. Bei einer Hausdurchsuchung, die der Geheimdienst in seinem Zimmer durchführt, finden die Beamten einen Abschiedsbrief, den Dos Santos für seine Mutter hinterlassen hatte. Der Zeitung «Le Parisien» liegt der kurze Text vor: «Ich liebe dich, Mama. Vielleicht habe ich es dir zu wenig gezeigt, aber ich liebe dich sehr. Und Papa auch. Danke für alles, was ihr für mich getan habt. Ich werde euch nie vergessen. Konvertiere zum Islam, Mama, und du wirst das Glück finden. Konvertiere zum Islam und du wirst das Paradies entdecken! Küsse!» Bürgermeister Dominique Adenot ist schockiert. «Es gibt nicht einmal eine Moschee in Champigny-sur-Marne. Ich kann nicht verstehen, wie ein junger Mensch aus unserem Land zu solchen Taten fähig ist.» Es war schliesslich seine Mutter, die den vermummten Kämpfer auf dem Enthauptungsvideo als ihren Sohn Mickaël identifizierte. Aus Frankreich kommen die meisten europäischen IS-Kämpfer in Syrien und im Irak. Derzeit sollen sich rund 375 französische Dschihadisten in beiden Ländern aufhalten. Insgesamt sollen sich rund 3000 Europäer der islamistischen Miliz angeschlossen haben.
20min.ch

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