Thursday, November 20, 2014

Gute Chancen für UKIP bei Nachwahl



Zum zweiten Mal kann UKIP heute ein Mandat im britischen Unterhaus erringen. Die Experten rätseln, doch der Grund ist eigentlich klar: Die Menschen haben keine Lust mehr auf das Establishment.
Heute schaut ganz Großbritannien auf die Kleinstadt Rochester in England (Grafschaft Kent). Hier wird heute in einer Nachwahl ein Sitz im Unterhaus (also dem Parlament) vergeben. Was die nachwahl besonders interessant macht, ist allein der Umstand, dass der Sitz zum zweiten Mal in kurzer Zeit an einen Kandidaten der Unabhängigkeitspartei (UKIP) gehen könnte.
Im Oktober hatte Douglas Carswell in Clacton die Nachwahl gewonnen. Carswell war vorher von den Tories zu UKIP gewechselt, was ihm die Wähler offensichtlich nicht verübelt haben. Für Tory-Chef David Cameron war dieser eine Fall schon einer zu viel; er schwor, dass es dabei bleiben müsse. Doch allem Anschein nach wird heute der zweite eintreten. Tory-Kandidatin Kelly Tolhurst liegt in der letzten Umfrage mit zwölf Prozentpunkten hinter dem UKIP-Mann Mark Reckless.
Die Mehrheitsverhältnisse im Unterhaus wird ein Sieg von Reckless nicht spürbar beeinflussen. Es geht in Rochester um anderes: zum einen um die Symbolwirkung, zum anderen aber zeigt der Wahlkampf in aller Deutlichkeit, dass man UKIP und seine Wählerschaft anders beurteilen muss als bislang. Es sind nicht die »Verrückte, Deppen und heimliche Rassisten«, wie Cameron sie einst beschimpft hat, unterwegs, sondern der solide englische Mittelstand, der sich für Reckless ins Zeug legt.
Profitieren wird UKIP offensichtlich von der weit verbreiteten Unzufriedenheit mit dem Londoner Politikestablishment, das alle ablehnen, sei es das von Labor oder das von den Tories. Ein Bürger sagt: »Ich will weder von diesen Lackaffen regiert werden noch von einer Partei, die immer nur Geld ausgibt.« Die Experten grübeln derweil noch über die Faktoren nach, die UKIP dahin gebracht haben, wo die Außenseiter jetzt stehen: in der Mitte. »Ukips Erfolg ist eine mysteriöse Sache«, gab der Kolumnist Janan Ganesh zu.
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