Tuesday, June 08, 2010

Kein Platz für Juden in Bullerbü: Antisemitismus in Südschweden

Das Klima ändert sich: Nach massiver Hetze und mehreren Attentaten verlassen junge jüdische Familien in großer Zahl die südschwedische Stadt Malmö. Es ist eine Situation entstanden, in der sich plötzlich die in Südschweden notorischen Neonazis mit immer agressiver auftretenden Migrantengangs auf einer Seite wiederfinden: vereint gegen sogenannte Zionisten.
Schweden ist "Bullerbü"! Man duzt sich in der Sommerhaus-Idylle und ist stolz, dass hier alle Menschen gleich sind. Die kleine Lisa in Astrid Lindgrens Kinderbuch "Bullerbü" sagt, dass ihr alle Menschen leid tun, die nicht in "Bullerbü" leben können. Ausgerechnet hier scheint für Juden jetzt kein Platz mehr zu sein. Aus der südschwedischen Stadt Malmö ziehen sie zu Dutzenden weg und fliehen vor Anfeindungen und Übergriffen radikaler Moslems. Und die Schweden? Sie gucken weg. Die 19-jährige Nina Tojzner ist eine von knapp 1000 jüdischen Einwohnern Malmös. Sie sagt, die Angst unter den Juden begann auf dem Rathausplatz, als eine Demonstration von Juden von jungen Moslems attackiert wurde. "Es waren alte Menschen, die den Holocaust überlebt hatten, Erwachsene und Kinder", berichtet sie, "als man uns mit Flaschen und Steinen bewarf, mit Raketen auf uns schoss und dann den Strom kappte." Die Polizei verteidigte nicht etwa die jüdischen Demonstranten gegen die Angreifer, sondern ermahnte sie, ihren Zug aufzulösen. "Wir sollten zwischen diesen beiden Gebäuden fliehen", zeigt Nina. "Und sie sagten, wir sollten rennen und uns mit der schwedischen Bevölkerung vermischen, so dass man uns nicht mehr so bemerkt." Rosengård ist ein Beton-Ghetto am Rande Malmös. Hier leben 30.000 Moslems, jeder vierte Einwohner der Stadt am Öresund. Einige von ihnen, vor allem junge Moslems, haben sich in sogenannten Kellermoscheen radikalisiert und fröhnen einem neuen Antisemitismus. Vor ihnen fliehen Malmös Juden. Shneur Kesselman ist Rabbi in Malmö. Er wirft den Politiker der Stadt vor, die kleine jüdische Gemeinde dem antisemitischen Mob auszuliefern um sich nicht mit den Moslems anlegen zu müssen. "Man muss verstehen, dass liberal nicht bedeutet, dass man alles erlaubt", sagt Kesselman. "Schweden muss sich entscheiden, was aus seinen Liberalismus werden soll."
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