Tuesday, June 08, 2010

Antijüdische Stimmung: Der Nahe Osten mitten in Berlin

Die Spannungen zwischen Israel und der Türkei befeuern auch unter Berliner Türken eine judenfeindliche Stimmung. Bestimmte türkische Zeitungen putschen ihre Leser immer noch weiter auf. Kürzlich in der U2: Vier verschleierte Frauen unterhalten sich angeregt. Sie plaudern über dies und das, über Bekannte, die tagelang vor deutschen Konsulaten für Visa anstehen, über Probleme mit dem Kindergarten und über „das Massaker“, das Juden an ihren Landsleuten begangen hätten. Das Thema bringt eine von ihnen in Rage. Ihre palästinensischen Glaubensbrüder müssten im Müll nach Brot wühlen, um zu überleben. Die Juden aber beschössen derweil türkische Helfer. Und die Deutschen? Die stünden immer noch auf der Seite Israels. Sie persönlich halte den Vorfall vor Gaza für eine Prüfung. „Wir brauchen eine Lösung für das Problem mit den Juden“, sagt die junge Frau und streichelt ihrem Sohn den Kopf. „Ich sage euch, der Tag wird kommen, an dem kein Jude sich mehr verstecken kann.“ Die umherstehenden Fahrgäste reagieren nicht. Sie verstehen nicht, was die Frau auf Türkisch sagt. Ihre Begleiterinnen nicken. Zwei von ihnen tragen ein rotes Kopftuch mit weißen Sichelmonden und Sternen, das aussieht, als seien winzige türkische Nationalfahnen zusammengenäht. Seit Israels Marine am Montag sechs Schiffe der Gaza-„Solidaritätsflotte“ im Mittelmeer angegriffen hat, warnen Experten vor einer Antisemitismus-Welle in der Türkei. Denn bei dem Militäreinsatz wurden neun türkische Aktivisten erschossen, zahlreiche weitere verletzt. Doch nicht nur in der Türkei besteht die Gefahr, dass durch die Diskussion über den Übergriff Judenfeindlichkeit geschürt wird: Was in den vergangenen Tagen über Sattelitenfernsehen in Berliner Wohnzimmern und per Druckware an Zeitungsständen ankam, würde viele – wären die Texte auf Deutsch – zumindest irritieren.
Vor allem in national-islamischen Medien wird Stimmung gegen Israel gemacht. So ist in der „Sabah“ in großen Lettern vom „Israel-Massaker“ die Rede. Die Zeitung zitiert wütende Deutschtürken, von denen eine etwa sagt: „Nun ist Israels Unterdrückung und Folter offensichtlich. Diese weltverachtende Einstellung wird eines Tages verrecken.“ Die Zeitung "Vatan" bezeichnet Israel in einem Kommentar als faschistisches Land, das Fernsehen zeigt unermüdlich Bilder von verwundeten Opfern.
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