Johann Zolliker* genoss mit seiner Frau eine Woche lang das
Meer und die Sonne in Zypern. In den Ferien verfolgte er die Geschichte
der sechs Islamisten mit, die am Samstagabend mit einem Flug vom Basler
Euro-Airport auf Zypern angekommen waren. Die sechs Männer, die alle
französische Staatsangehörige sind, wurden jedoch an der Einreise
gehindert und auf dem Flughafen von Larnaca in Gewahrsam genommen.
Aufgrund eines Eintrages im internationalen Fahndungsregister Interpol
bestand der Verdacht, die jungen Franzosen mit algerischen und
türkischen Wurzeln würden Richtung Syrien reisen und sich dort den
Jihadisten des IS anschliessen.
Die Männer, die zuvor in
Basel-Mülhausen unbehelligt die französische Grenzkontrolle passieren
konnten, sollten mit dem nächsten Flug nach Basel zurückgebracht werden.
Da es nur wenige Direktverbindungen zwischen Larnaca und Basel gibt,
war Zolliker klar, dass die Chance gross sein würde, dass er auf dem
Rückflug im gleichen Flugzeug sitzen würde. Und so kam es auch.
«Als alle Passagiere im Easyjet-Flieger Platz genommen hatten,
stiegen noch sechs weitere Männer ein», erzählt Zolliker. «Es stieg
immer nur einer auf einmal ein.» Die Männer seien dann jeweils einzeln
von den Flugbegleiterinnen zu ihren Sitzen geführt worden, die im ganzen
Flugzeug verstreut gewesen seien. «Einer sass direkt hinter mir», sagt
Zolliker. Die sechs Männer seien nicht von Sicherheitspersonal begleitet
worden und hätten dementsprechend auch keine Handschellen getragen.
Laut Informationen der französischen Zeitung «l'Alsace» waren keine
Sicherheitskräfte an Bord des Flugzeugs. Easyjet bestätigt, dass man die
Islamisten nach Basel geflogen hat. «Das ist die übliche
Vorgehensweise, wenn Passagieren die Einreise in ein Land verweigert
wird», sagt Christine Lépine, Mediensprecherin von Easyjet.
Zolliker
vermutet, dass die meisten Passagiere nicht gewusst hätten, wer die
Männer seien. Diejenigen, die es gewusst hätten, hätten sich aber etwas
unwohl gefühlt. «Meine Frau hatte Angst», sagt Zolliker. Nach der
Landung hätten die Flugbegleiter den Männern auf Französisch gesagt,
dass sie sitzen bleiben sollten, bis alle anderen Passagiere
ausgestiegen seien. Kurz darauf habe man es sich dann aber anders
überlegt. «Der Pilot machte eine Durchsage und bat alle Passiere, sich
wieder auf ihre Plätze zu setzen, weil sechs Männer von der Polizei
abgeholt würden», sagt Zolliker. Rund ein Dutzend französische
Polizisten, die mit kugelsicheren Schutzwesten, aber ohne schwere
Bewaffnung ausgerüstet waren, hätten die sechs mutmasslichen Islamisten
dann mitgenommen und administrativ überprüft. Dies wird von der Polizei
bestätigt. Kurz zuvor habe einer der Männer laut Zolliker noch lautstark
auf Arabisch telefoniert.
Der Mann hinter ihm habe einen ganz netten Eindruck gemacht, sagt
Zolliker. «Die Frau auf dem Nebensitz hat sich noch kurz mit ihm auf
Französisch unterhalten.» Er habe ihr gesagt, dass er nichts getan
hätte.
Die Männer, die zwischen 25 und 33 Jahre alt sind und laut
«l'Alsace» aus der Gegend von Colmar stammen, hatten am Samstag bei der
Passkontrolle in Larnaca angegeben, dass sie einen Kurzurlaub auf Zypern
verbringen wollten. Sie wurden bereits in Basel kontrolliert. Weil
ihnen nichts vorgehalten werden konnte, durften sie den Flieger nach
Zypern besteigen. Laut Polizei seien aber die zypriotischen Behörden
über die Ausreise der Personen informiert worden. Der zypriotische
Justizminister Ionas Nicolaou sagte am Montag: «Wir haben Informationen,
die darauf hinweisen, dass diese Personen in Verbindung mit
terroristischen Gruppierungen stehen.» Zu dieser Einschätzung hat wohl
auch das Aussehen der Personen beigetragen: Zumindest drei der fünf
sollen gemäss Recherchen von «l’Alsace» wie Salafisten aussehen und den
französischen Behörden als Anhänger eines konservativen Islam bekannt
sein.
Laut «l'Alsace» hatte das GDSI, die nationale Behörde für
innere Sicherheit, bereits am Montagabend die Wohnungen der sechs Männer
durchsucht. Nach Angaben der französischen Polizei gelten die Männer
als Bedrohung für die nationale Sicherheit und würden überwacht. Sie
würden allerdings derzeit nicht als Terroristen betrachtet. Es liegt
nach momentanem Kenntnisstand nichts vor, was eine Untersuchungshaft
oder ein Verfahren rechtfertigen würde. Worum es beim Interpol-Eintrag
geht, ist unbekannt. Die Polizei hat die Männer daher nach der Aufnahme
der Personalien wieder freigelassen.
*Name geändert
bazonline.ch
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