Wednesday, November 25, 2015

Easyjet bringt Islamisten zurück – Passagier erzählt

Johann Zolliker* genoss mit seiner Frau eine Woche lang das Meer und die Sonne in Zypern. In den Ferien verfolgte er die Geschichte der sechs Islamisten mit, die am Samstagabend mit einem Flug vom Basler Euro-Airport auf Zypern angekommen waren. Die sechs Männer, die alle französische Staatsangehörige sind, wurden jedoch an der Einreise gehindert und auf dem Flughafen von Larnaca in Gewahrsam genommen. Aufgrund eines Eintrages im internationalen Fahndungsregister Interpol bestand der Verdacht, die jungen Franzosen mit algerischen und türkischen Wurzeln würden Richtung Syrien reisen und sich dort den Jihadisten des IS anschliessen.
Die Männer, die zuvor in Basel-Mülhausen unbehelligt die französische Grenzkontrolle passieren konnten, sollten mit dem nächsten Flug nach Basel zurückgebracht werden. Da es nur wenige Direktverbindungen zwischen Larnaca und Basel gibt, war Zolliker klar, dass die Chance gross sein würde, dass er auf dem Rückflug im gleichen Flugzeug sitzen würde. Und so kam es auch.
«Als alle Passagiere im Easyjet-Flieger Platz genommen hatten, stiegen noch sechs weitere Männer ein», erzählt Zolliker. «Es stieg immer nur einer auf einmal ein.» Die Männer seien dann jeweils einzeln von den Flugbegleiterinnen zu ihren Sitzen geführt worden, die im ganzen Flugzeug verstreut gewesen seien. «Einer sass direkt hinter mir», sagt Zolliker. Die sechs Männer seien nicht von Sicherheitspersonal begleitet worden und hätten dementsprechend auch keine Handschellen getragen. Laut Informationen der französischen Zeitung «l'Alsace» waren keine Sicherheitskräfte an Bord des Flugzeugs. Easyjet bestätigt, dass man die Islamisten nach Basel geflogen hat. «Das ist die übliche Vorgehensweise, wenn Passagieren die Einreise in ein Land verweigert wird», sagt Christine Lépine, Mediensprecherin von Easyjet.
Zolliker vermutet, dass die meisten Passagiere nicht gewusst hätten, wer die Männer seien. Diejenigen, die es gewusst hätten, hätten sich aber etwas unwohl gefühlt. «Meine Frau hatte Angst», sagt Zolliker. Nach der Landung hätten die Flugbegleiter den Männern auf Französisch gesagt, dass sie sitzen bleiben sollten, bis alle anderen Passagiere ausgestiegen seien. Kurz darauf habe man es sich dann aber anders überlegt. «Der Pilot machte eine Durchsage und bat alle Passiere, sich wieder auf ihre Plätze zu setzen, weil sechs Männer von der Polizei abgeholt würden», sagt Zolliker. Rund ein Dutzend französische Polizisten, die mit kugelsicheren Schutzwesten, aber ohne schwere Bewaffnung ausgerüstet waren, hätten die sechs mutmasslichen Islamisten dann mitgenommen und administrativ überprüft. Dies wird von der Polizei bestätigt. Kurz zuvor habe einer der Männer laut Zolliker noch lautstark auf Arabisch telefoniert.
Der Mann hinter ihm habe einen ganz netten Eindruck gemacht, sagt Zolliker. «Die Frau auf dem Nebensitz hat sich noch kurz mit ihm auf Französisch unterhalten.» Er habe ihr gesagt, dass er nichts getan hätte.
Die Männer, die zwischen 25 und 33 Jahre alt sind und laut «l'Alsace» aus der Gegend von Colmar stammen, hatten am Samstag bei der Passkontrolle in Larnaca angegeben, dass sie einen Kurzurlaub auf Zypern verbringen wollten. Sie wurden bereits in Basel kontrolliert. Weil ihnen nichts vorgehalten werden konnte, durften sie den Flieger nach Zypern besteigen. Laut Polizei seien aber die zypriotischen Behörden über die Ausreise der Personen informiert worden. Der zypriotische Justizminister Ionas Nicolaou sagte am Montag: «Wir haben Informationen, die darauf hinweisen, dass diese Personen in Verbindung mit terroristischen Gruppierungen stehen.» Zu dieser Einschätzung hat wohl auch das Aussehen der Personen beigetragen: Zumindest drei der fünf sollen gemäss Recherchen von «l’Alsace» wie Salafisten aussehen und den französischen Behörden als Anhänger eines konservativen Islam bekannt sein.
Laut «l'Alsace» hatte das GDSI, die nationale Behörde für innere Sicherheit, bereits am Montagabend die Wohnungen der sechs Männer durchsucht. Nach Angaben der französischen Polizei gelten die Männer als Bedrohung für die nationale Sicherheit und würden überwacht. Sie würden allerdings derzeit nicht als Terroristen betrachtet. Es liegt nach momentanem Kenntnisstand nichts vor, was eine Untersuchungshaft oder ein Verfahren rechtfertigen würde. Worum es beim Interpol-Eintrag geht, ist unbekannt. Die Polizei hat die Männer daher nach der Aufnahme der Personalien wieder freigelassen.
*Name geändert
 bazonline.ch

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