Monday, November 09, 2015

Dinslaken: "Wer sich abkehren will, ist ein toter Mann"

Von dem brutalen Vorgehen der Terrormiliz Islamischer Staat hat ein in Düsseldorf angeklagter IS-Rückkehrer im Prozess gegen zwei Mitstreiter vor dem Oberlandesgericht Celle berichtet. Als Angehöriger einer Spezialeinheit zum Aufgreifen von Deserteuren und zur Überwachung eines Gefängnisses habe er Folterungen und Hinrichtungen miterlebt, sagte der aus Dinslaken stammende 25-Jährige als Zeuge aus.
Von einem Scharia-Gericht verurteilte Gegner und Abtrünnige des IS seien in Syrien auf dem Marktplatz mit dem Schwert geköpft oder erschossen worden. Anschließend habe man sie gekreuzigt und mehrere Tage als Abschreckung zur Schau gestellt.
"Für Christen gibt es eine Schutzsteuer von 300 Dollar pro Jahr, sonst werden sie getötet", sagte der IS-Rückkehrer, dessen Prozess in Düsseldorf noch bevorsteht. "Jesiden können keine Schutzsteuer zahlen, Schiiten können dort nicht leben." Auch wer der Terrormiliz den Rücken kehren wollte, hatte nichts Gutes zu erwarten."Wenn man sich abkehren will vom IS, ist man automatisch ein toter Mann." Selbst der Chef seiner Gefängniseinheit, der nach dem Geschmack höherer Vorgesetzter nicht streng genug auftrat, wurde vor den Augen der anderen IS-Kämpfer vorgeführt und erschossen. "Die Gefängnisgruppe war eine Art Geheimpolizei", charakterisierte er seinen Einsatz.Der als Zeuge befragte IS-Unterstützer hatte sich nach seinem Übertritt zum Islam einer Gruppe von Islamisten in Dinslaken angeschlossen. Die Stadt ist wie Wolfsburg ein Zentrum radikaler Salafisten. Ein Cousin überzeugte ihn, wie er sagte, zur Ausreise nach Syrien. Nach einer schweren Verletzung im Kampf starb der Cousin später als Selbstmordattentäter. Auch zwei Wolfsburger IS-Kämpfer hätten Selbstmordattentate verübt.
 n24

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