Wer weiß, wo Angela Merkel
wäre, gäbe es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht. Wir hätten
zumindest ihr Mantra in der Flüchtlingskrise nicht so oft
unwidersprochen gehört: „Wir schaffen das.“ Die drei Worte scheinen bei
ARD und ZDF seit einiger Zeit zur inoffiziellen Programmleitlinie
geworden zu sein. Sie produzieren Informationen mit vielleicht sogar
gutgemeinter Schlagseite, die eine Welt zeigen, die der
Wunschvorstellung mancher Politiker entsprechen mag, deren Realität aber
eine andere ist.So sehen wir im Augenblick von morgens bis abends zwar Berichte von der
bayerischen Grenze, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen
und die Überforderung derer bezeugen, die den Flüchtlingszuzug
bewältigen sollen und das kaum noch können. Doch folgt spätestens im
Studiogespräch danach die positive Konnotation des Geschehens: Wir
schaffen, schaffen, schaffen das.
Es beginnt in den Morgenmagazinen, zieht sich über den ganzen Tag bis
zu den abendlichen Talkshows, deren eine - nämlich die von Anne Will -
die Bundeskanzlerin für eine einstündige Regierungserklärung auserkor,
deren Botschaft wiederum nur aus ihrem inzwischen zum geflügelten Wort
gewordenen Glaubenssatz bestand, den die Moderatorin nicht hinterfragte,
sondern verinnerlichte. In diesem Sinne wirken ARD
und ZDF zurzeit, wohin man auch schaut, bis hin zu einem Magazin wie
„Mona Lisa“ im Zweiten, in dem die rheinland-pfälzische
Ministerpräsidentin Malu Dreyer als Angela Merkels Schwester im Geiste
erscheint und ihrerseits munter Mut macht: ein erstklassiger Auftritt im
Vorwahlkampf. Im März des kommenden Jahres ist Landtagswahl.
Diejenigen,
die unter der Folgenlast der kopflosen Politik der Bundeskanzlerin
ächzen und beinahe zusammenbrechen, kommen im öffentlich-rechtlichen
Fernsehen zwar auch vor - aber stets in der Rolle der Querulanten. Oder
sie geraten gleich in den Verdacht, mit ihren Einwendungen den
Fremdenfeinden und Rechtsextremen in die Hände zu spielen. Am Ende sieht
es so aus, als gäbe es das Problem, von dem die Bayerische
Staatsregierung, der Tübinger Oberbürgermeister Palmer,
Kommunalpolitiker im ganzen Bundesgebiet, Polizei und Hilfsdienste
sprechen, gar nicht.
Weiterlesen...
No comments:
Post a Comment