Ein Gespräch mit Boris Krljic
Interview: Cathrin Schütz
Boris Krljic ist als Sohn bosnischer Eltern, die Anhänger Tito-Jugoslawiens waren, aufgewachsen. Ende 2009 erschien von ihm das Buch »Srebrenica – Die Geschichte eines salonfähigen Rassismus«.
Das serbische Parlament hat Dienstag nacht eine Resolution verabschiedet, in der es das »serbische Verbrechen gegen die muslimische Bevölkerung« in Srebrenica im Juli 1995 verurteilt. Was bezweckt die Regierung der Republik Serbien damit, daß sie ein solches Papier zur Abstimmung bringt?
Die Regierung an sich bezweckt mit der Resolution nichts – sie steht nämlich gar nicht dahinter. Hinter der Resolution stehen die USA und einige EU-Staaten. Sie sind es, die in Serbien den Ton angeben und die Regierung steuern. Und die tut, was von ihr verlangt wird. Sie verschleudert Serbien zum Spottpreis und setzt Resolutionen wie diese durch, die das serbische Volk demütigen. Aber das Volk interessiert sie ohnehin nicht, nur ihre eigene Stellung und ihr Reichtum.In Serbien geben heute jene Länder den Ton an, die selbst die jugoslawischen Kriege geplant und blutig inszeniert haben. Die Resolution ist Teil der jahrelangen Verteufelung der Serben im Bürgerkrieg, mit der sie von Beginn an von ihrer eigenen Rolle und ihren Motiven ablenken wollten. Nur deshalb haben die USA und Deutschland auch das Sondertribunal für Jugoslawien erfunden.
Warum aber diese selektive Hervorhebung eines Ereignisses aus der Zeit des Balkankrieges der 1990er Jahre?
Seit Beginn der Krise Anfang der 90er Jahre hat der Westen durch Betrug und Fälschungen das Bild der bösen Serben gezeichnet. Die anderen Kriegsparteien galten als Opfer. »Srebrenica« wurde zum Schlüsselbegriff der antiserbischen Hetze. Auch die Führung der bosnischen Serben wurde im Namen der »internationalen Gemeinschaft« erpreßt, ein betrügerisches Dokument zu unterschreiben und damit die vorherrschende, völlig verdrehte Darstellung der Ereignisse von Srebrenica anzuerkennen. Und nun entschuldigt sich die serbische Regierung dafür, das Verbrechen nicht verhindert zu haben. Absurd! Srebrenica liegt in Bosnien, nicht in Serbien.
Die offizielle Behauptung, in Srebrenica seien bis zu 8 000 bosnische Muslime von Serben ermordet worden, wird durch Ihre Recherche heftig ins Wanken gebracht. Ihr kürzlich erschienenes Buch erregte in Serbien großes Aufsehen, ebenso das Ihres Kollegen Germinal Civikov. Warum werden solche neuen Fakten konsequent ignoriert?
Das sogenannte Tribunal in Den Haag verläßt sich in Prozessen gegen Serben in Sachen Srebrenica praktisch auf die Aussagen des Zeugen Drazen Erdemovic. Civikov zeigt gravierende Widersprüche, Ungereimtheiten und auch ordinäre Lügen in dessen zahlreichen Aussagen auf und demontiert so den Kronzeugen des Tribunals.In meinem Buch finden sich Fakten, die belegen, daß dieses »Massaker« so, wie immer wieder behauptet, nicht stattgefunden hat. Diese Enthüllungen, die immer mehr ans Licht gelangen, werden in Serbien von einigen unabhängigen Medien und großen Teilen der Bevölkerung dankbar aufgenommen. Die prowestliche Regierung unter Boris Tadic sowie Organisationen und Medien, die vom Ausland gesteuert werden, sind an diesen Fakten nicht interessiert. Aber sie geben den Ton an.
Gab es nicht ein Protestschreiben an Tadic?
Das gab es. Darin stellten sich ausländische Journalisten, Intellektuelle und Publizisten gegen die Petition, weil darin die schrecklichen Verbrechen der moslemischen Armee an der serbischen Bevölkerung in der Region um Srebrenica mit keinem Wort erwähnt sind. Außerdem werden alle berechtigten Zweifel an der Massakerversion, das Geschehen wird immerhin als »Völkermord« bezeichnet, ausgeblendet. Viele der Unterzeichner sind kritische Balkanexperten, denen zu verdanken ist, daß so viele Lügen der NATO-Regierungen über den Jugoslawienkrieg aufgedeckt werden konnten. Einige davon haben die Ereignisse von Srebrenica selbst unter die Lupe genommen und gehören daher zu jenen, die es wagen, diese vom Westen gezeugte heilige Kuh anzugreifen.All das braucht Tadic und seine Strippenzieher im Westen nicht zu kümmern. Doch kein Imperium existiert ewig. Ich bin mir sicher, daß wir mit der Verbreitung der Wahrheit einen wichtigen Beitrag für die Zukunft leisten.
aus: junge Welt
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