Veranstalter einer Manifestation im Gedenken an die Reichspogromnacht
haben es in Umeå und Uppsala nicht nur versäumt, jüdische Organisationen
einzuladen. Sie erklärten auch, dass für deren Sicherheit nicht gesorgt
werden könne.
Dabei war die Kristallnacht gerade ja der Ausgangspunkt der
Judenverfolgung gewesen. Der Schauspieler, Dichter und ehemalige
Zirkusdirektor Henry Bronett hat mit Empörung reagiert.
Wenn das
Thema nicht so ernst wäre, wäre es fast lustig, dass man an einen
Gedenktag, an dem man angefangen hat, das jüdische Volk zu vernichten,
nicht einen einzigen Juden eingeladen hat, erklärt Bronett: „Das ist
irrsinnig, wenn man darüber nachdenkt.
"Alle müssen beteiligt werden"
Wenn
man in einer Demokratie lebt, sollte man gerade an so einem Tag
zusehen, dass auch alle beteiligt seien – egal, ob sie Juden, Christen,
Moslems oder Atheisten sind, so Bronett.
Der Künstler hat dies
auch in einem Gastbeitrag in der Tageszeitung Expressen kund getan. Die
Großeltern mussten aus Berlin vor den Nazis fliehen, weil sie Juden
waren. Die Großmutter hatte den 9. November 1938 erlebt und sich
geweigert, darüber zu sprechen, erzählt Bronett.
Eigene Geschichte verdrängt
Der
jetzige Eklat in Schweden habe sehr viel damit zu tun, dass das Land
seine eigene Geschichte gerne verdränge. Das sei vielfach kein bewusster
Antisemitismus. Häufig fehle einfach die Kenntnis der Geschichte.
Tatsache aber sei, dass der Antisemitismus nicht nur in Deutschland
stark gewesen sei. Auch werde deshalb nicht eindeutig Stellung bezogen:
„In Schweden hat man ein Problem zu sagen ,das ist antisemitisch‘.
Die
guten Absichten seien meist vorhanden, so Bronett. Gerade deswegen sei
man aber auch leicht beleidigt, wenn es schief laufe. So werde aus
Antirassismus dann auf einmal Rassismus.
Vielleicht ein
klassisches Beispiel für „das Gegenteil von gut ist gut gemeint, räumt
Bronett ein und zitiert sinngemäß den englischen Philosophen Alan Watts:
“Kindly let me help you or you will drown,” said the monkey putting the
fish safely up a tree.“
Hinzu käme, dass man in Schweden generell
nicht sehr begeistert von Konflikten sei, fügt Bronett hinzu. Oft
würden deshalb Konflikte mit Andersdenkenden vermieden. Vielmehr werde
angestrebt, dass alle sich einigen. „Und in diesem Fall einigt man sich
auf eine Art, dass es antisemitisch wird.“
sverigesradio
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