Monday, April 25, 2016

Kollektivverantwortung

Am 9. Februar wurde die erst 12 Jahre alte Dima al-Wawi am Zugang zur Ortschaft Karmei Tzur im Norden von Hebron festgenommen. Das Mädchen war mit einem Messer bewaffnet und hatte, wie später in einem Strafprozeß festgestellt, die Absicht, damit Menschen anzugreifen, zu verletzen und zu töten. Nach zweieinhalb Monaten Haft konnte die »Palästinenserin« am Sonntag heimkehren.
War Dima al-Wawi die sich in einem Geständnis zu ihren Absichten bekannt hatte, zu vier Monaten Haft verurteilt worden, folgten die israelischen Behörden mit ihrer vorzeitigen Entlassung einer Bitte der Eltern des Mädchens. Leider bereiteten sie und das Regime von Ramallah Dima al-Wawi einen Empfang, der potentielle Nachahmer nicht davon abhalten wird, ihrem Vorbild zu folgen.
Statt sich von dem Vorhaben des Mädchens zu distanzieren, wurde es als Heldin und »nationales« Vorbild empfangen. Neben zahlreichen Familienangehörigen und Sympathisanten begrüßten Issa Qaraqe, ehemaliger »Gefangenenminister« und heute Kopf des »Gefangenen-Komitees« der PLO, und Essam Abu Bakr, der »Gouverneur« von Tulkarem, die Freigelassene am Checkpoint Jabara.
Mit scharfen Worten griffen die »Funktionäre« des Regimes von Ramallah dabei Israel an, wo es angebrachter gewesen wäre, die Frage nach ihrer Mitverantwortung dafür zu stellen, daß schon Zwölfjährige sich entscheiden, als Terroristen ihr Leben zu riskieren. Essam Abu Bakr warf Israel vor, das Mädchen und weitere Jugendliche »entführt« zu haben, »Krieg gegen Kinder« zu führen.
Und auch Issa Qaraqe, der als »Minister« mitverantwortlich war für die Auszahlung von Geldern für in Israel inhaftierte und bereits wieder entlassene »palästinensische« Terroristen, klagte über Israel, das mit der Festnahme und Inhaftierung jugendlicher, aber auch älterer »palästinensischer« Verbrecher internationales Recht verletze und gegen Grundsätze jeder Zivilisation verstoße.
Mag man darüber diskutieren, ob es tatsächlich sinnvoll ist, wegen ihrer Beteiligung an Anschlägen verurteilte Kinder oder Jugendliche zusammen mit erwachsenen Terroristen zu inhaftieren, machte der Empfang Dima al-Wawis freilich klar, daß diese Frage eine überflüssige ist. »Palästinensische« Kinder entwickeln sich nicht in der Haft zu Verbrechern, sondern sie werden vorher dazu erzogen.
Angeblich hat »Palästinenserpräsident« Abu Mazen in der vergangenen Woche »deutlich gemacht«, daß »es keine Rechtfertigung [..] für Gewalt« gebe. Das hat sich entweder aus unerfindlichen Gründen noch nicht bis nach »Palästina« herumsprochen oder war nie so gemeint. Die Heimkehr der jungen Möchtegern-Mörderin Dima al-Wawi im Triumph ist ein trauriger Beleg dafür.
 tw24

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