Von einem Erfolg für Seehofer, dessen Popularität wegen seines
scheinbaren Drängens auf eine härtere Abweisungspolitik unverdient
steigt, während Merkels Stern am Sinken ist, kann jedenfalls nicht die
Rede sein. Es ist eine dreiste Täuschung der Öffentlichkeit. Auch wenn
er betont, „sehr zufrieden“ zu sein, ist sich Seehofer insgeheim wohl
bewusst, dass er diesmal nicht mal als Bettvorleger, sondern, wie
Roland Tichy richtig gesagt hat, als Fußabtreter gelandet ist. Deshalb
hat er am Tag nach dem Asylkompromiss die Mär von einer Klage gegen die
Regierung in die Welt gesetzt.
Um dieser Ente eine größere Glaubwürdigkeit zu verleihen, wurde Udo
Di Fabio mit der „Prüfung“ einer solchen Klage beauftragt. Ich wage an
dieser Stelle die Prognose, dass, egal zu welchem Ergebnis Di Fabio
kommt, es diese Klage ebenso wenig geben wird, wie es den Rückzug von
CSU- Ministern aus dem Kabinett Merkel gegeben hat oder eigene bayrische
Maßnahmen zur Verringerung der Flüchtlingszahl. Das überforderte Bayern
traut sich nicht einmal, die Einwanderer einfach in andere Bundesländer
weiterzuleiten, die, wie z.B. NRW, meinen, noch über jede Menge
Aufnahmekapazitäten zu verfügen.
.
Seehofers Jubel, dass man nun die “schärfsten Regeln zur Begrenzung der
Flüchtlingszahlen, die es jemals in unserem Land gab”, beschlossen habe -
und das, so ein Seitenhieb, mit Zustimmung der SPD, ist pure Demagogie.
Die Frage ist, wie lange es noch dauert, ehe ihn die Bevölkerung
durchschaut.
Mit den Registrierzentren wird es weiter offene Grenzen geben, was
die CSU angeblich verhindern wollte. Die beiden ersten Registrierzentren
sollen in Manching und Bamberg entstehen, samt der damit verbundenen
“Residenzpflicht” für Zehntausende Flüchtlinge. Das wird in Bayern
keinen Begeisterungssturm hervorrufen, auch wenn Passau, Simbach oder
Rosenheim erst einmal entlastet wären.
Dass der Asylkompromiss nicht das Papier wert ist, auf das er
gedruckt wurde, zeigt der Vorstoß von Innenminister de Maizière, kaum
dass die Druckerschwärze getrocknet war. Auch syrischen Flüchtlingen
solle nur ein subsidiärer Schutz gewährt werden, sagte er. Das hieße,
die Aufenthaltsberechtigung ist befristet, ein Familiennachzug ist nicht
möglich. Im Deutschlandradio sagte er:
„Andere Staaten geben in solchen Lagen auch nur eine Sicherheit für
einen Aufenthalt für eine begrenzte Zeit. Und das werden wir in Zukunft
mit den Syrern auch tun, indem wir ihnen sagen: Ihr bekommt Schutz, aber
den sogenannten subsidiären Schutz - das heißt zeitlich begrenzt und
ohne Familiennachzug.“
Schon wenige Stunden später wurde de Maizières Vorstoß wieder
kassiert. In den drei Tagen dieser politischen Scheinaktivitäten sind
schätzungsweise weitere 30 000 Einwanderer ins Land gekommen,
registrierte und unregistrierte. Das von der Politik unter Führung der
Kanzlerin verursachte Chaos geht ungebremst weiter. Mittlerweile häufen
sich die Proteste der Neuankömmlinge, die offenbar weniger
schafsgeduldig sind als die autochthone Bevölkerung. Die Einwanderer
sind mit unerfüllbaren Erwartungen gekommen, die von der Politik geweckt
wurden. Was geschieht, wenn Hunderttausende die Erfüllung dieser
Erwartungen einfordern werden?
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