Saturday, November 07, 2015

Friedenstauben

Als »Palästinenserpräsident« Abu Mazen im Januar 2012 Kanzlerin Angela Merkel in Berlin besuchte, erklärte er gegenüber Journalisten, »wir werden nie wieder zum bewaffneten Kampf zurückkehren! Niemals, niemals!« Es werde, wenn überhaupt, »nur friedlichen Widerstand gegen die Besatzung geben«. Hält Abu Mazens Regime, was man in Deutschland so gern hörte?
Entscheidet ein »Palästinenser« sich dazu, israelische Sicherheitskräfte oder Zivilisten anzugreifen, zu verletzen oder zu ermorden, ist dafür nicht zwangsläufig die »Palästinenserführung« verantwortlich. Wie andere Menschen auch können »Palästinenser« individuelle Entscheidungen treffen, für die und deren Folgen zunächst nur sie allein die Verantwortung tragen.
Eine »Regierung« allerdings kann durch ihre Entscheidungen über jene Werte mitbestimmen, die eine Gesellschaft prägen; sie hat einen Einfluß darauf, was als gesellschaftlich akzeptabel gilt. Bettelt Abu Mazen förmlich um eine Audienz beim Kinderschlächter Samir Kuntar oder empfängt er als »Präsident« Terroristen wie Staatsgäste in seinem Amtssitz, setzt er damit Zeichen.
Und das gilt ebenso für Verlautbarungen der »Regierungspartei« Fatah oder Veröffentlichungen in den amtlichen Medien des Regimes von Ramallah. Propagierten sie eine diskursive Austragung von Konflikten und distanzierten sich also von Gewalt, könnte das eine gespannte Lage beruhigen. Verherrlichen sie hingegen Gewalt, wollen sie ganz offenbar das Gegenteil erreichen.
Beschreibt die von Abu Mazen geführte Fatah »unsere Stimmen und Steine« als »einzige Waffen« ihres »friedlichen Widerstands«, ist das nicht nur historisch falsch, sondern ein klares Bekenntnis zu Gewalt. Und veröffentlicht die amtliche Tageszeitung des Regimes in Ramallah Karikaturen, die Wurfgeschosse als »beste Freunde der Palästinenser« bezeichnen, ist dies wohl kaum mißzuverstehen.
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»Nur friedlicher Widerstand«: Die amtliche Al-Hayat Al-Jadida wirbt für eine Zwei-Staaten-Lösung
Gänzlich unzweideutig wird die Botschaft durch immer neue Variationen und Wiederholungen: Ausweislich ihrer eigenen Zeitung weiß die »Palästinenserführung« um Abu Mazen den Einsatz terroristischer Gewalt sehr wohl zu schätzen. Gefeiert wird nicht, wer den friedlichen Ausgleich sucht, sondern wer Juden nach dem Leben trachtet, auch und gerade mit Brandsätzen.
Wer aber Menschen brennen sehen will, propagiert eine überaus seltsame Vorstellung dessen, was »friedlicher Widerstand« sein soll. Steine können ebenso wie Flammen schwerste Verletzungen bewirken, sie können jene zu Mördern werden lassen, die sie einsetzen. Und daher gilt natürlich auch: Wer das Regime Abu Mazens unterstützt, macht sich wegsehenden Auges mitschuldig.
 tw24

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