Jüdischer Professor wirft Bonner Polizei Lügen vor
Das Opfer eines antisemitischen Angriffs in Bonn erhebt schwere Vorwürfe gegen die Polizei in der Stadt. In einem Brief an die Deutsche Presse-Agentur und andere Medien, der auch dem SPIEGEL vorliegt, beschuldigt Professor Jitzchak Jochanan Melamed die Bonner Polizei, Lügen über den Vorfall zu verbreiten. Diese sollten die Brutalität und Ineffizienz der Einsatzkräfte verdecken.
Der israelische Professor, der an der Johns Hopkins University in Baltimore lehrt, war am Mittwoch im Bonner Hofgarten von einem Deutschen mit palästinensischen Wurzeln angegriffen worden. Eine Kollegin des Professors rief die Polizei. Als die Beamten eintrafen, hielten sie Melamed zunächst irrtümlich für den Angreifer, überwältigten und schlugen ihn.Dies hat die Polizei eingestanden und sich entschuldigt. Sie schrieb in ihrer Pressemitteilung allerdings auch, die beteiligten Polizisten hätten angegeben, Melamed sei auf ihre Zurufe hin nicht stehengeblieben und habe sich dann gewehrt.Der Philosophie-Professor bestreitet jedoch entschieden, sich in irgendeiner Form zur Wehr gesetzt zu haben. Die Polizisten seien sofort auf ihn losgegangen, und er habe danach kaum noch atmen, geschweige denn Widerstand leisten können. Er habe lediglich gerufen, dass er der Falsche sei.Danach hätten die Polizisten auf der Wache versucht, ihn von einer Beschwerde über ihr Vorgehen abzubringen. Melamed schreibt, ein Polizist habe auf der Wache auf Englisch zu ihm gesagt, er solle sich nicht mit der deutschen Polizei anlegen. Darauf habe er geantwortet, dass die deutsche Polizei 1942 seinen Großvater, seine Großmutter, seinen Onkel und seine Tante ermordet habe. Er habe keine Angst mehr vor der deutschen Polizei. Der Professor schreibt zudem, auf der Wache sei ihm auch gedroht worden, wenn er sich offiziell beschwere, werde man sagen, er habe sich der Festnahme widersetzt.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/bonn-geschlagener-juedischer-professor-wirft-polizei-luegen-vor-a-1218428.html
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