Publizist fordert entschiedeneres Auftreten gegen Islamismus
Der Publizist Henryk M. Broder hat dem Westen eine Appeasment-Politik gegenüber dem islamistischen Terrorismus vorgeworfen. Ähnlich wie in den 30er Jahren England mit der Hitler-Regierung verhandelt hätte und damit gescheitert seien, verhalte sich der Westen gegenüber dem Terror, sagte Broder im Deutschlandradio Kultur:
"Appeasement bedeutet den Kotau, es bedeutet die Verbeugung vor der Gefahr. Es bedeutet nicht, dass man versucht, eine Gefahr aus dem Wege zu räumen, sondern dass man versucht, sich mit der Gefahr zu arrangieren. Und das ist in den 30er Jahren passiert beim Münchner Abkommen. (…) Ich sehe heute etwas ganz Ähnliches. Wir haben eine Gefahr, vor der wir inzwischen kapituliert haben."
Als Beispiel für ein die Beschwichtigungspolitik des Westens nannte Broder den Streit um die Mohamed-Karikaturen. Statt sich mit der Zeitung "Jylands Posten" zu solidarisieren, sei ganz Europa eingeknickt.
"Dieser Mohamed-Karikaturenstreit war eine Art von Generalprobe. Was der Westen machen könnte: Erst einmal entschieden auftreten. Es nutzt nichts, wenn Herr Solana 20 Mal hintereinander nach Teheran fährt, um sich jedes Mal eine Abfuhr zu holen. Irgendwann müsste festgestellt sein: Wir sind am Ende der Verhandlungen. Was man dann machen müsste, wäre eine Frage, die schon Daladier und Chamberlain in den 30er Jahren nicht beantworten konnten. Ich glaube, wir stehen auch vor der Frage: Krieg oder Demütigung und vermutlich werden wir beides bekommen."
Nach den Anschlägen vom 11. September habe ein Großteil der deutschen Intellektuellen die Schuld für die Anschläge im Verhalten des Westens gegenüber der arabischen Welt gesucht, so Broder:
"Die hatten die Türme in New York bombardiert und Günter Grass tat so, als hätten wir zwei Moscheen in Riad platt gemacht. Das war der Startschuss für eine ganze Politik der Verbeugung."Als eine mögliche Ursache für den islamischen Terror nannte Broder "das katastrophale Zurückbleiben der islamischen Welt hinter dem Rest der Welt":
"Bäuerliche 'primitive' Nationen wie Korea und Finnland haben den Anschluss geschafft, Finnland war vor 30 Jahren eine Bauerngesellschaft, und die islamische Welt hat es nicht geschafft, trotz eines großen, natürlichen Reichtums. (…) Dieses Zurückbleiben provoziert oder löst Unterlegenheitsgefühle aus."
Der heutige Terrorismus islamistischer Prägung zeichne sich durch die Kombination brutaler Gewalt mit modernster Technik aus:
"Es gab immer Barbarei, es gab immer Attentate, es gab immer Mord, es gab immer Blutvergießen, aber es gab noch nie diese katastrophale Zusammenwirken von Barbarei und Hightech, das zeichnet die Situation heute aus. Es werden den Leuten Köpfe abgeschlagen, das muss man nicht bewerten, das erklärt sich von alleine. Aber dieses Köpfe Abschlagen wird dann auf Video aufgenommen und ins Internet gestellt. Und diese Form der Barbarei ist völlig neu."
Sie können das vollständige Gespräch mit Henryk M. Broder für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
dradio.de
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