Der Humanistische Verband Berlin will die wegen ständiger Bedrohungen aus dem Berufsleben ausgeschiedene Rechtsanwältin Seyran Ates im Oktober mit dem Ossip-K.-Flechtheim-Preis auszeichnen. Die Jury, der unter anderem die Publizistin Lea Rosh angehöre, habe sich bereits im Mai für die türkischstämmige Frauenrechtlerin ausgesprochen, teilte der Verband am Donnerstag mit.
Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB) bot Ates nach deren Kritik an türkischen Verbänden indes eine Zusammenarbeit an. Gewalt gegen Frauen sei auch in der türkischen Gemeinde ein ernsthaftes Problem, sagte TBB-Sprecher Safter Cinar. "Wir bieten Frau Ates an, zusammenzukommen und gemeinsam an dieser Problematik zu arbeiten." Der TBB halte es für seine vordringlichsten Aufgaben, dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen zu Geltung zu verhelfen.
Dem Sprecher zufolge werde der TBB aber auch weiterhin davor warnen, durch unzulässige Pauschalisierungen die ganze türkische Gemeinde zu stigmatisieren. Der Verband sei auch verwundert über die Vorwürfe, die Frau Ates gegenüber dem TBB und seinem Dachverband, der Türkischen Gemeinde in Deutschland, erhoben habe.
Die türkischstämmige Anwältin und Frauenrechtlerin hatte laut Medienberichten jüngst scharfe Kritik an den türkischen Interessenverbänden in Deutschland geäußert. Für sie sei es beleidigend, wenn sich jetzt die Türkische Gemeinde oder der TBB zu ihrem Fall äußerten, sagte Ates. Das seien jene, "die die Hetze gegen mich mit geschürt haben, weil sie immer wieder behauptet haben, ich würde dramatisieren und übertreiben". Die Rechtsanwältin, die sich als Anwältin für die Rechte muslimischer Frauen einsetzte und auch Zwangsheiratsopfer vor Gericht vertrat, hatte jüngst wegen ständiger Bedrohungen ihren Anwaltsberuf aufgegeben.
(ddp)
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