(Wochendzusammenfassung)
- BKA: Fehlgeschlagene Anschläge durch Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen motiviert
--Von Sabine Meuter--
Gut fünf Wochen nach den fehlgeschlagenen Kofferbombenattentaten auf Regionalzüge in Dortmund und Koblenz gibt es erste Erkenntnisse über die Hintergründe. Die gescheiterten Anschläge seien durch die Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen in deutschen Zeitungen motiviert gewesen, sagte der Chef des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, am Wochenende.
Die Gepäckstücke mit dem Sprengstoff waren am 31. Juli in den Bahnhöfen in Dortmund und Koblenz sichergestellt worden. Angeblich sollten die Kofferbombenanschläge bereits während der Fußball-Weltmeisterschaft verübt werden. Dass der Plan schließlich verschoben worden sei, hätten die Täter damit begründet, dass ihnen Bedenken über die Risiken und Auswirkungen gekommen seien, heißt es in einem Zeitungsbericht unter Berufung auf Sicherheitskreise.
Als weiteres Motiv nannte Ziercke den Tod des Terroristen Musab al-Sarkawi am 7. Juni im Irak. "Die beiden Hauptverdächtigen glaubten, dass der internationale Terrorismus einen seiner wichtigsten Köpfe verloren hatte", sagte der BKA-Präsident. Er bezog sich dabei auf Aussagen des im Libanon inhaftierten mutmaßlichen Mittäters Jihad Hamad.
Zwar hätten die Beschuldigten über eine "gewisse Grundideologie" verfügt, sagte Ziercke. Die Radikalisierung habe jedoch erst in Deutschland stattgefunden, und zwar durch Propaganda von Al-Qaida über das Internet. Auf diesem Weg hätten die beiden auch Pläne für den Bau der Sprengsätze bezogen. Die Ermittler hätten eine Anleitung gefunden, die zu 90 Prozent der gebauten Bombe entsprochen habe. "Nur in einem Punkt weicht sie von dem Plan ab - hier lag der handwerkliche Fehler", sagte Ziercke.
Der BKA-Chef widersprach der Einschätzung, dass es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Dilettanten handelt. Die beiden hätten fest damit gerechnet, dass ihr Plan aufgeht. "Dann wären entscheidende Spuren vernichtet worden", sagte Ziercke. Die Beschuldigten hätten nicht spontan gehandelt. So hätten sie wochenlang, wenn nicht sogar seit Beginn des Streits um die Mohammed-Karikaturen Fahrpläne der Deutschen Bahn studiert. "Die Täter wollten auf jeden Fall, dass diese Bomben hochgehen", betonte Ziercke. Eine Explosion hätte aus seiner Sicht mit Sicherheit dazu geführt, dass Verletzte oder gar Tote zu beklagen gewesen wären.
Bilder der Videoüberwachung zeigten, dass die beiden zusammengewirkt hätten, sagte der BKA-Chef. Sie hätten sich konspirativ verhalten und sich ab einem bestimmten Zeitpunkt getrennt, um keinen Verdacht auf sich zu ziehen. Das BKA prüfe derzeit, ob die Männer noch weitere Anschläge planten.
(ddp)
adf-berlin
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