Der Islamwissenschaftler Muhammad Kalisch muss aus Sicherheitsgründen mit seinen Institutsmitarbeitern in ein anderes Gebäude an der Universität Münster umziehen. "Es gibt keine konkreten Bedrohungen, aber in Absprache mit der Polizei ziehen wir dennoch in ein neues Gebäude um, das besser zu schützen ist als unser jetziger Standort", sagte Kalisch am Montag in Münster.
Hintergrund für die Sicherheitsmaßnahme ist ein Streit mit dem Koordinierungsrat der Muslime (KRM) über die Ausbildung islamischer Religionslehrer am Institut von Kalisch. Der KRM als Dachverband der vier größten muslimischen Verbände in Deutschland hatte Anfang September die Zusammenarbeit mit Kalisch bei der Ausbildung von muslimischen Religionslehrern aufgekündigt, weil der Forscher die historische Existenz des Propheten Mohammed angezweifelt hatte. Um den Streit zu beenden, hatte das NRW-Wissenschaftsministerium angekündigt, dass an der Universität Münster bald eine zweite Professorenstelle für islamische Religionswissenschaft besetzt werden soll.
Der muslimische Professor stellte am Montag klar, dass er weiterhin an der Ausbildung von Religionslehrern mitwirken wolle. "Ich werde weitermachen wie bisher", sagte Kalisch. Auch ein Sprecher der Hochschule betonte, dass die Vorlesungen Kalischs allen Studenten offen stünden. Eine Pflichtveranstaltung für angehende Islam-Lehrer werde allerdings von anderen Lehrbeauftragten geleitet. In Münster gibt es derzeit 26 islamische Lehramtsstudenten.
Kalisch stellte am Montag in Münster eine Ringvorlesung zum Thema "Geschichte oder Mythos?" vor. Die Veranstaltungsreihe an dem von Kalisch geleiteten Centrum für Religiöse Studien (CRS) solle in den kommenden Wochen "alternative Erklärungsansätze und Interpretationen zum Ursprung der drei monotheistischen Religionen vorstellen und diskutieren". Dazu seien renommierte Forscher aus zahlreichen Ländern eingeladen worden. Kalisch selbst wird einen Vortrag über die "Frage nach dem historischen Muhammad" halten.
(ddp)
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