Tuesday, March 18, 2008

Wieder Gefahr von der "Islamischen Dschihad Union"

Die "Islamische Dschihad Union" (IJU) war eigentlich schon fast in Vergessenheit geraten. Derzeit gehe aber von der Gruppe wieder eine große Gefahr aus, berichtete ein hoher Geheimdienstler der Nachrichtenagentur ddp am Dienstag in Berlin. Es werden mehrere IJU-Terrorzellen auf deutschem Boden vermutet.
Die Mitglieder der "IJU-Sauerland-Gruppe", die Deutschen Daniel S. und Fritz G. sowie der Deutsch-Türke Adem Y, waren in Terrorcamps an der afghanisch-pakistanischen Grenze in Waziristan ausgebildet worden. Adem Y. war nach den Erkenntnissen der Fahnder mit dem 28-jährigen Islamisten Cüneyt Ciftci eng befreundet. Die IJU brüstete sich damit, dass sich Cüneyt am 3. März auf dem US-Stützpunkt in der ostafghanischen Provinz Chost als Selbstmordattentäter mit zwei ISAF-Soldaten und zwei Zivilisten in die Luft gesprengt habe. Der Türke hatte mit Frau und zwei Kindern in der Nähe von Ansbach gelebt.
Die "Islamische Dschihad Union" hat nach Einschätzung von Nachrichtendienstlern offenbar beweisen wollen, dass sie "gezielt nach ihren Plänen Selbstmordattentäter dort einsetzen kann, wo sie es für geboten hält." Sarkastisch meinte ein Geheimdienstler, es habe sich "wohl um einen Probelauf gehandelt". Damit habe die IJU untermauern wollen, dass sie überall zuschlagen kann, eben auch in Deutschland. Die Mitglieder der IJU sind als "brutale Killer" bekannt.
Die bislang in Zentralasien aktive IJU, die eng mit Al-Qaida verbunden ist, hatte nach Darstellung von Geheimdienstexperten Ende vergangenen Jahres Selbstmordanschläge in der Bundesrepublik geplant, um die Schließung des von der Deutschen Luftwaffe genutzten usbekischen Militärflughafens Termes zu erzwingen. Über diesen Stützpunkt läuft der Nachschub für die deutschen Truppen in Afghanistan.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte Anfang März darauf hingewiesen, dass bei den Führern des Islamistennetzwerkes von Al-Qaida, zu dem auch die IJU gehört, die Entscheidung gefallen sei, Anschläge in Deutschland vorzubereiten. Erkenntnisse der deutschen und internationalen Sicherheitsexperten ließen nur den Schluss zu, dass die Bundesrepublik "voll ins Zielspektrum des islamistischen Terrors gerückt ist". Die Karlsruher Bundesanwaltschaft ermittelt inzwischen gegen zwölf Verdächtige. Dazu sollen auch die mutmaßlichen Anführer der IJU, Suheil B. und Nasmedin S., gehören.
Angesichts der ständig steigenden Zahlen der Selbstmordattentäter besonders im Irak und in Afghanistan streiten islamische Gelehrte um die Rechtfertigung dieses Vorgehens. Die libanesische Hisbollah soll seinerzeit den Anstoß für die "modernen" Selbstmordattentäter gegeben haben. Der Selbstmord ist im Islam grundsätzlich verboten. Die Hisbollah wandte sich damals an die geistliche Führung in Teheran. Revolutionsführer Khomeini erließ ein Rechtsgutachten, das Selbstmordattentate als "Märtyrertaten" erlaubte. Andere islamistische Terrororganisationen wie die der Palästinensische Islamische Jihad, die Taliban und Al-Qaida übernahmen diese Auffassung und Taktik. Auch Frauen haben schon Selbstmordanschläge verübt. Die 28 Jahre alte Rim Raischi war die erste Palästinenserin aus dem Gazastreifen, die sich im Kampf gegen Israel als "lebende Bombe" mit ihren Opfern in die Luft sprengte.
(ddp)

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