Monday, August 25, 2014

In der Jüdischen Gemeinde in Bochum wächst die Angst vor Übergriffen

Heiter ging es am Sonntag auf dem Erich-Mendel-Platz zu. Zum sechsten Mal hatte die Jüdische Gemeinde ein Sommerfest mit Musik und Tanz organisiert. Hinter den Kulissen herrscht Nervosität, mitunter Angst. Die anti-israelischen, zum Teil antisemitischen Parolen bei Kundgebungen gegen den Gaza-Krieg „haben uns zutiefst beunruhigt“, sagt der 1. Vorsitzende Grigory Rabinovich. So habe es in den letzten Wochen Überlegungen gegeben, das Sommerfest aus Sicherheitsgründen abzusagen. Letztlich habe man sich für die Feier entschieden – wenn auch mit weithin sichtbarem Polizeischutz. „Wir lassen uns nicht unterkriegen!“, bekräftigt Geschäftsführer Alexander Schrader. Vor allem die jüngsten Anschläge auf Synagogen u.a. in Belgien und Wuppertal lassen die Furcht in der Jüdischen Gemeinde wachsen. „Wir erhalten Mails mit übelstem Nazi-Geschmier. Wir werden als ,Kindermörder’ beschimpft. Es gibt kaum noch Gemeindemitglieder, die sich mit Kippa (jüdische Kopfbedeckung, die Red.) oder dem Davidstern als Kettenanhänger auf die Straße wagen. Die Polizei fährt an der Synagoge verstärkt Streife. Ein Armutszeugnis für den deutschen Staat“, schildert Rabinovich. Nein, zu Zwischenfällen sei es in Bochum, Herne und Hattingen bisher nicht gekommen. „Aber die Angst ist jederzeit da“, weiß der Vorsitzende: nicht nur vor Islamisten, wie sie insbesondere in Bochum aktiv sind, sondern auch vor „scheinbar ganz normalen Bürgern, die mit dem Gaza-Konflikt ein Ventil für ihren Antisemitismus finden“, so Alexander Schrader.
derwesten

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