Wednesday, August 20, 2014

London fürchtet heimkehrende Extremisten

Das neuste Enthauptungsvideo der Terrogruppe Islamischer Staat (IS) schreckt die britischen Behörden auf: Der Akzent des Dschihadisten, welcher die Botschaft der Terroristen im Video vorliest, deutet darauf hin, dass er aus London oder zumindest Südengland stammt. «Die britischen Geheimdienste verfügen über Listen von britischen Dschihadisten und werden diese jetzt durchkämmen», sagt SRF-Korrespondent Martin Alioth. Er zweifelt nicht daran, dass schon bald bekannt wird, wer der Sprecher auf dem Video ist. Schliesslich sei die Aufnahme von guter Tonqualität. Tatsächlich gehen die britischen Behörden davon aus, dass sich mehrere Hundert junge Briten den Terroristen des IS in Syrien und im Irak angeschlossen haben. Über das Milieu und die Beweggründe dieser Dschihadisten aus Grossbritannien ist wenig bekannt, «wir kennen nur einzelne Fälle», betont der Korrespondent. Meist handle es sich um normale britische Jugendliche, einzelne hätten eine kleinkriminelle Vergangenheit, andere seien zum Islam konvertiert. Auch wisse man, dass diese Jugendlichen in britischen Moscheen oder in sozialen Netzwerken radikalisiert worden seien. Verdächtige Einzelne sowie ganze Gruppen seien unter Dauerbeobachtung des britischen Geheimdienstes. Bereits sollen mehr als 200 junge Briten aus Syrien oder aus dem Irak nach Grossbritannien zurückgekehrt sein, sagt Alioth. Allerdings sei auch dies eine Schätzung. Klar sei lediglich, dass es sich um «nennenswerte Zahlen» handle. Was können die Behörden dagegen machen, dass Jugendliche gar nicht erst nach Syrien oder in den Irak reisen und sich der Terrormiliz anschliessen? «Herzlich wenig», sagt Alitoh. Die gesellschaftliche Verantwortung liege weniger bei den Behörden als bei den Wortführern der Muslime in Grossbritannien. Und hier gebe es einzig einzelne Aufrufe von Müttern oder Verwandten von gefährdeten Jugendlichen, um sie von einer Terror-Karriere abzubringen. Entsprechend habe sich Aussenminster Hammond in der BBC wenig optimistisch geäussert. Eigentlich könne Grossbritannien bei der ganzen Problematik nur verlieren: Kann sich der Islamische Staat längerfristig in Syrien und im Irak etablieren, würde er zur Operationsbasis für mögliche Terroranschläge im Westen. Wird der IS militärisch geschlagen, dann kämen die britischen Kämpfer «mit ihrem erlernten Handwerk», wie Hammond es nannte, zurück nach Grossbritannien. Mit oder ohne düstere Absichten.
 srf.ch

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