Deutschland und Österreich eröffnet sich durch die Migrationswelle
eine andere Möglichkeit. Auf der einen Seite birgt sie zumindest in der
Theorie das Potenzial, den drohenden Arbeitskräftemangel zu vermeiden,
der das Fundament des Sozialstaats untergraben könnte. Laut einer
Schätzung werden in Deutschland bis 2020 gut 2,4 Millionen Arbeitskräfte
fehlen. Die Migrationskrise käme von daher zu einem seltsam günstigen
Zeitpunkt.
Auf einer abstrakteren Ebene bietet die Krise den Europäern aber auch
in vielerlei Hinsicht eine Lösung der jüdischen Frage. Indem
Deutschland und Österreich (und andere „gute“ Europäer) dem Tsunami von
„Flüchtlingen“ Unterschlupf bieten, können sie endlich Busse tun für die
verbleibende Restschuld wegen des Holocaust. Da, wie uns immer gesagt
wird, Muslime die Hauptopfer unserer Zeit sind (selbst wenn sie durch
die Hände anderer Muslime zu Opfern werden), können gute Europäer nun
zeigen, dass sie „die Lehre aus dem Holocaust gezogen haben“.
Den Holocaust zu universalisieren und ihn von den unbequemen
Tatsachen der Geschichte zu säubern bietet die Chance, ihn ein für alle
Mal zu entjuden und von der Sorge um lebendige Juden zu trennen. Es muss
einer bestimmten Art von kollektivem Bewusstsein grosse Erleichterung
verschaffen, Juden durch Syrer und Muslime als Objekte der Sorge zu
ersetzen. Und dass Deutsche und Österreicher, indem sie
Willkommenstransparente hochhalten, ganz entgegen ihrer Art handeln, ist
wohl in sich selbst schon Belohnung genug.
Doch die Migration wird auch sicherstellen, dass die jüdische Frage
in Europa auf eine praktischere, wenn auch sanguine Weise gelöst wird.
Eine ganz und gar vorhersehbare Folge wird neben der Erosion der
Nationalstaaten der Import von noch mehr Dschihadisten und deren
Sympathisanten sein, denen die Juden und Europas liberale Gesellschaft
insgesamt zum Opfer fallen werden.
Die Massaker in den Büros von „Charlie Hebdo” und im
Hyper-Casher-Supermarkt waren das Produkt winziger muslimischer Zellen
in Europa, die im syrischen Bürgerkrieg trainiert worden waren. Jetzt
aber werden Kämpfer in riesiger Zahl nach Europa gebracht und verstärken
dort den bestehenden islamischen Antisemitismus. Juden werden unter den
ersten und am leichtesten auszumachenden Opfern sein. Die Statistiken
über Hassverbrechen überall in Europa zeigen die immer heftigeren
Angriffe so deutlich, dass selbst amerikanische Mainstreammedien nicht
umhin konnten, diese zu bemerken und nun ernsthaft darüber nachzusinnen,
ob das Ende der jüdischen Gemeinden in Europa gekommen ist.
Selbstverständlich ist es das. Ein Zyniker könnte gar fragen, ob
dahinter nicht ein unbewusster Plan steckt: die gar nicht so subtile
Entscheidung, eine Minderheit durch eine andere zu ersetzen – unter
zufällig „humanitären“ Umständen.
Ein längerfristiges, aber ebenso vorhersehbares Resultat wird die
Beschleunigung des Niedergangs der liberalen Demokratie in Europa sein,
wenn auch auf unterschiedlichen Wegen. Denn die Krise wird auf lokaler
Ebene zu Reaktionen führen. Schon heute gibt es im Zuge des islamischen
Terrorismus überall in Europa Sicherheitsstaaten mit engmaschiger
Überwachung und einer militarisierten Polizei. Da sie schon jetzt der
Lage nicht Herr werden, werden sie notwendigerweise weiter expandieren.
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