Tuesday, June 17, 2014

‘Der Kern des Problems’

Mit einer Studie, war kürzlich zu lesen, will das deutsche Innenministerium Ursachen dafür finden, daß beinahe die Hälfte repräsentativ befragter Deutscher der Meinung war, Israel führe einen “Vernichtungskrieg” gegen “Palästinenser”. Man könnte ersatzweise auch deutsche Staats-Medien einschalten, käme dabei aber wohl zu schnell und billig zu beschämenden Erkenntnissen.
tagesschau.de2014.06.05
Unachtsamkeit oder Absicht: Aus“housing units” werden Siedlungen”

Was dort “Nahost-Experten” und “-Journalisten” veranstalten, ist schwer erträglich. Erträgt man das Geschwätz, das im günstigen Fall von Ahnungslosigkeit geprägt ist oder im schlimmeren von Vorsatz, muß man keine Studie mehr abwarten: Wer einzig von Gestalten wie Marcell Pott oder Christian Sievers “informiert” wird, der muß antisemitische Vorurteile entwickeln.
Da wird nach der Entführung dreier israelischer Jugendlicher durch – wahrscheinlich – Hamas-Gangster vom deutschen Staatsradio der Botschafter des jüdischen Staats, der dieses Verbrechen und Raketenbeschuß nicht einfach hinnehmen will, mit der Frage empfangen: “Führen Sie Krieg?” Und im Staatsfernsehen bestätigen die Journaillisten den “Experten”, was diese jenen erzählen.
Sagt der Marcel Pott, “nun ja, hier geht es ja nicht um Israel [..], diese drei Religionsschüler leben ja in einer Siedlung auf arabischen Land, und das ist der Kern des Problems”, weiß auch der Christian Sievers seinen Beitrag mit den Worten einzuleiten, “hier, neben einer Siedlung auf besetztem Palästinensergebiet, wurden die Jugendlichen zuletzt gesehen, drei jüdische Religionsschüler”.
Die Botschaft solcher Worte ist unüberhörbar: Auf “Palästinensergebiet”, auf “arabischem Land” haben Juden nichts zu suchen. Und halten sie sich dennoch dort auf, nun, dann müssen sie eben damit rechnen, verschleppt oder gar ermordet zu werden, sie, diese Fremden. Daß der Staatsjournaillist damit eine rassistische Position vertritt, fällt dem “Experten” nicht auf, es ist ja die seine.
Dabei war die Gegend des Geschehens, Gush Etzion, in den letzten neun Jahrzehnten nur zwei, von 1948 bis 1967, judenrein – als Folge eines Massakers, das arabische Bevölkerung und Truppen der Arabischen Legion am 13. Mai 1948 an den dort lebenden Juden verübten. 20 Jahre später begannen Kinder der Vertriebenen und Ermordeten, Kfar Etzion als Gush Etzion wiederaufzubauen.
“Israelis return to village overrun 20 years ago”, schrieb die New York Times am 28. September 1967. Und dazu hatten sie jedes Recht, wie etwa Benny Morris’ 1948: A History of the First Arab-Israeli War bestätigt: “Though the land had been purchased from the Arabs, the locals saw the settlers as aliens and invaders.” Kann es also überhaupt um “arabisches Land” gehen?
Oder geht es – damals wie heute – nicht schlicht um arabischen Antisemitismus, den die Deutschen so vehement beschweigen, um ihre Voreingenommenheit nicht thematisieren zu müssen? Wer “palästinensischen” Terrorismus damit rechtfertigt, dessen Opfer seien als “Siedler” doch selbst für das verantwortlich, was ihnen geschehe, der muß sich jedenfalls nicht wundern, kommt das beim Zuhörer oder -schauer so an.
tw24

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