Mit Reaktionen habe sie gerechnet, sagte
Kader Konuk in einem Gespräch mit der "WAZ". Doch dass die Vorlesung der
Professorin für Turkistik an der Universität Essen-Duisburg von zwei
Männern gestört wurde, darüber war sie mehr als beunruhigt. Auslöser für
die Provokation war die Ankündigung Konuks, in diesem Semester die
Lehrveranstaltung "Transnationale Literatur: Die armenische Diaspora in
der Weltliteratur" anzubieten. Dass ein solches Seminar auch den
Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich streifen würde, war
möglicherweise der Auslöser für den Krawall der beiden Männer. Denn bis
heute ist der Mord an wahrscheinlich 1,5 Millionen Armeniern, der vor
hundert Jahren am 24. April 1915 mit der Deportation der armenischen
Elite aus Konstantinopel begann, ein Tabu-Thema der türkischen
Regierung. Das hat vor wenigen Tagen auch die scharfe Reaktion des
türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf die Einordnung des
Armenien-Massakers als "Völkermord" von Bundespräsident Gauck und
Frankreichs Präsident Hollande gezeigt.
Die
Stör-Aktionen seien nicht von Studenten betrieben worden, sagte Konuk,
die seit diesem Semester in Essen unterrichtet. Sie habe die Männer
aufgefordert, den Raum zu verlassen. Das hätten diese auch getan. Falls
nicht, hätte sie die Polizei eingeschaltet.
Doch mit dem Abzug der Männer wurde die Situation nur für kurze Zeit entschärft. In den sozialen Medien wie Facebook und Twitter
werden immer wieder Drohungen gegen die Literaturwissenschaftlerin
ausgesprochen. Das hat zur Folge, dass Kader Konuk nur noch mit Schutz
ihre Studenten unterrichten kann.
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