Beispiele gibt es zuhauf. Wir haben uns für eines entschieden, in dem behauptet wird, wir alle würden ständig framen und deshalb müssten Journalisten ihre Sprache sehr genau auswählen.
Und für eines, in dem eine SPD-Politgröße faschistisches Framing erfunden hat.
Und so kommt es, dass Politiker und Journalisten, von sich eingenommen wie sie nun einmal sind, denken, die Art und Weise, in der sie etwas sagen, wie sie etwas framen, hätte einen Einfluss darauf, welche Meinung und Überzeugung sich Bürger bilden.
Wie gewöhnlich ein Irrtum der Beziehungsrichtung, denn wie Tversky und Kahneman, die beiden, die den Begriff des Framings geprägt haben, z.B. 1986 in ihrem Beitrag „Rational Choice and the Framing of Decisions“ schreiben, ist mit Framing das Folgende gemeint:
„Prospect theory distinguishes two phases in the choice process: a phase of framing and editing, followed by a phase of evaluation. The first phase consists of a preliminary analysis of the decision problem, which frames the effective acts, contingencies and outcomes. Framing is controlled by the manner in which the choice problem is presented, as well as by norms, habits and expectancies of the decision maker”.
Zunächst: Framing ist nur im Zusammenhang mit Handlungsentscheidungen, im Zusammenhang mit rationalen Handlungsentscheidungen von Bedeutung. Weil sich Handlungsentscheidungen dadurch auszeichnen, dass man sie jetzt trifft, dann verwirklicht und anschließend mit einem Handlungsergebnis konfrontiert ist, von dem man bei Treffen der Entscheidung nicht sicher sein kann, dass es auch eintritt, deshalb handelt es sich um Entscheidungen unter Unsicherheit und deshalb ist Framing ein Konzept, um Entscheidungen unter Unsicherheit zu erklären.
Nehmen wir zum Beispiel die Entscheidung von Politdarstellern wie Lauterbach, sich eines Konzepts zu bedienen, das sie nicht kennen.
Aus den Forschungen von Tversky und Kahneman wissen wir, dass Framing sich auf Acts, also die Art und Weise, wie ein Entscheidungsproblem präsentiert wird, auf Contingencies, also die Menge an Ungewissheit, die sich mit dem Entscheidungsproblem verbindet und auf Outcomes, die Wahrscheinlichkeit, einen erhofften Outcome zu erreichen, bezieht.
Wie muss man eine Entscheidungssituation gestalten, damit sich Karl Lauterbach dazu entschließt, ein Konzept zu benutzen, das er nicht kennt?
Im Hinblick auf die Art, in der die Entscheidung präsentiert wird, muss man ihm sagen, dass dann, wenn er das Wort Framing benutzt, weil es schon so viele andere vor ihm benutzt haben, die Wahrscheinlichkeit nicht als Jemand aufzufliegen, der nicht weiß, wovon er spricht, 40% beträgt. Die positive Formulierung und die geringe Wahrscheinlichkeit ist hier wichtig, denn wie von den meisten Akteuren, so kann auch von Lauterbach angenommen werden, dass er risikoavers ist und deshalb lieber mit 40% nicht auffliegt, als mit 60% auffliegt.Im Hinblick auf die Contingencies muss man Lauterbach erklären, dass mit jeder Benutzung des Begriffs „Framing“ eine 40% Nicht-Auffliegen-Sicherheit einhergeht und dass sich diese Sicherheit um 1% mit jeder Verwendung des Begriffs verringert. Man darf ihm nicht sagen, dass seine Benutzung des Begriffs eine 60% Auffliegens-Sicherheit hat und mit jeder Benutzung des Begriffs die Wahrscheinlichkeit aufzufliegen, um ein Prozent steigt.Schließlich muss man mit Blick auf das Ergebnis formulieren, dass aufgrund vergangener Aussagen, mit denen er sich als jemand geoutet hat, der nicht weiß, wovon er spricht, das neuerliche Verwenden von ihm unbekannten wissenschaftlichen Konzepten der Wette dessen gleicht, der bei einer Gewinnchance von 15:1 zehn Euro einsetzt, die Möglichkeit hat, seine vergangenen Verluste von 140 Euro zu kompensieren und nicht etwa, dem, der mit dem Einsatz von weiteren 10 Euro das Risiko eingeht, 150 Euro Verlust anzusammeln.
Und ganz nebenbei haben wir damit die drei Pfeiler des Framings erklärt. Wer selbst nachlesen will, der kann das am komprimiertesten in:
Tversky, Amos & Kahneman, Daniel (1981). The Framing of Decisions and the Psychology of Choice.Science 211(4481): 453-458
oder am Verständlichsten in
Kahneman, Daniel & Tversky, Amos (1986). Rational Choice and the Framing of Decisions. Arlington: Office of Naval Research.
beides unter den jeweiligen Links abzurufen, tun.
https://sciencefiles.org/2018/09/12/framing-politdarsteller-lauterbach-aus-dem-rahmen-gefallen-und-deshalb-nicht-im-bilde/
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