Thursday, May 15, 2008

Der Dach-Schaden der Welt

Luise Rinser, Franz Alt und viele Grüne zählen zu den Fans des Dalai Lama. Aber die Begeisterung der Deutschen für den tibetanischen Gelbmützen-Orden ist älter als die Alternativ-Szene. von peter nowak
Mitte Januar beschäftigte eine märchenhafte Story für einige Tage die Weltpresse: Ein 14jähriger Junge war über den schneebedeckten Himalaja aus dem unter chinesischer Kontrolle stehenden Tibet nach Indien geflohen. Was die Geschichte für die Medien so interessant machte: Der Flüchtlingsjunge ist der dritthöchste Würdenträger des tibetanischen Buddhismus. Seine Anhänger bezeichnen ihn als 17. Karmapa, einer von vielen buddhistischen Inkarnationen. Zuflucht fand der Knabe in Dharamsala.
Für Esoteriker aus aller Welt ist dieser kleine nordindische Ort schon lange ein beliebtes Ziel ihrer Pilgerreisen, residiert doch dort seit mehreren Jahrzehnten der Dalai Lama mit seiner Exilregierung. Die ist zwar von keinem Staat der Welt anerkannt, trotzdem absolviert der Dalai Lama jährlich ein immenses Reisepensum, das einem viel beschäftigten Außenminister zur Ehre gereichen würde. Seine Auslandsaufenthalte changieren dabei zwischen Papstbesuch und Popstar-Auftritt. Die international organisierte Lama-Fan-Gemeinde betrachtet die leiseste Kritik an ihrem Idol als Sakrileg und reagiert mit Empörung und Denunziation.
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Jungle World 8/2000, 16.2.2000

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