Die Tuberkulose-Gefahr im Bünsdorfer Kindergarten ist offenbar größer als bislang angenommen. Denn nun ist klar: Bei der Lungenkrankheit, an der ein jemenitischer Flüchtling leidet, handelt es sich um eine ansteckende Form. Das hat das Kreis-Gesundheitsamt jetzt während einer Informationsveranstaltung der Kirchengemeinde mitgeteilt. Außerdem wurde bekannt, dass viel mehr als die 18 Kita-Kinder betroffen sein könnten. Wann und wo sich der Mann aus dem Staat im Süden der arabischen Halbinsel infiziert haben könnte, kann sich auch das Landesamt für Ausländerangelegenheiten nicht erklären. Bei der Untersuchung des Flüchtlings sei keine Krankheit festgestellt worden, teilte es auf Nachfrage der Landeszeitung mit.
Die Kirchengemeinde hatte dem Mann aus dem Jemen von Ende Januar bis Ende Mai Kirchenasyl im Gemeindehaus gewährt. Währenddessen war er häufig zu Besuch in der evangelischen Kindertagesstätte nebenan. Als Anfang Juni klar wurde, dass er an der meldepflichtigen Krankheit leidet, ordnete die Kreisverwaltung Untersuchungen der Kinder und Kita-Mitarbeiter an. Tuberkulose entsteht durch Bakterien und ist äußerst selten. Seit 2012 gab es im Kreis Rendsburg-Eckernförde lediglich 20 Fälle.
Dass die Erkrankung des Jemeniten „relevant ansteckend“ ist, wisse man seit Montag, berichtete Christin Hettich vom Gesundheitsamt den 18 Zuhörern, die zum Informationsabend gekommen waren. Kontakt zu dem Flüchtling hatten nicht nur die 18 Jungen und Mädchen des evangelischen Kindergartens, wie zunächst vom Kirchenkreis angegeben. Es kommen noch etwa 25 „Kirchenmäuse“ und zehn Kinder der „Jungschar“ sowie deren Betreuer hinzu. Um eine mögliche Ansteckung festzustellen, werde Menschen über 50 Jahren empfohlen, eine Röntgenuntersuchung jetzt und eine weitere in neun Monaten vornehmen zu lassen, teilte Hettich mit. Personen zwischen 15 und 50 Jahren sollten einen Bluttest machen lassen, etwa sechs bis acht Wochen nach dem Kontakt mit dem Erkrankten. Für Kinder zwischen fünf und 15 Jahren stehen Blut- oder Hauttests jetzt und in acht bis zwölf Wochen an. Für Kinder unter fünf Jahren werden Hauttests, Röntgen der Lunge jetzt und in acht bis zwölf Wochen empfohlen. Zudem erfolgt eine vorsorgliche Behandlung mit Antibiotika. Bei den „Kirchenmäusen“ sei eine Infektion sehr unwahrscheinlich, weil die Gruppe nur flüchtige Kontakte zu dem Erkrankten hatte, stellte die Ärztin fest. Bei der Beurteilung der Ansteckungsgefahr der Jungscharkinder sei das Gesundheitsamt auf die Hilfe der Eltern angewiesen. „Wenn der Kontakt zu dem Flüchtling insgesamt mehr als acht Stunden in geschlossenen Räumen beträgt, sollten sie ihre Kinder bei uns melden“, empfahl Hettich. Astrid Bodendieck, Leiterin des Gesundheitsamtes, wies darauf hin, dass eine Tuberkulose-Erkrankung langsam wachse, in Deutschland aber gut behandelbar sei.
https://www.shz.de/lokales/eckernfoerder-zeitung/tuberkulose-weitere-kinder-betroffen-id17106331.html
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