Viele der sexuellen Übergriffe auf Frauen während der Proteste auf dem Kairoer Tahrir-Platz, an denen sich mehr als 300 Männer beteiligten sind organisiert, berichten Menschenrechtsaktivisten der Zeitung Ahram-Online.
Eine Sexualforscherin beschreibt in dem Bericht eine Taktik, die als der “Kreis der Hölle” bekannt geworden ist. Sie sagt die Männer bilden zwei langen Reihen und bewegen sich durch die Menschenmassen auf dem Platz, sobald die Gruppen ein oder zwei Frauen finden die allein sind, bilden sie einen Kreis um sie herum, und sie ist gefangen.
Masa Amir, eine Forscherin für feministische Studien an der Nazra-Universität sagte der Zeitung weiter, die Angreifer arbeiten dann gezielt zusammen. “Einer zieht der Frau die Schuhe aus, ein anderer zieht ihr die Hose aus, ein anderer nimmt ihr Handy und Uhr ab”, sagte sie.
Engy Ghozlan, die Gründerin der Harassmap, einer Organisation die über sexuelle Belästigungen berichtet sagte, dass die Frauen oft mit zwei Gruppen von Männern konfrontiert sind, die einen versuchen ihnen zu helfen und die andere versucht sie zu vergewaltigen: “Die Frau ist dann verwirrt und weiß nicht, wem sie vertrauen kann”.
“Manchmal bilden die Männer auch drei Kreise um eine Frau. Die Männer in unmittelbaren Umgebung der Frau, beginnen dann damit ihr Opfer zu entkleiden. Im zweiten Kreis befinden sich Männer, die der Frau helfen wollen und der dritte Kreis versucht, die Menschen auf dem Platz von dem was geschieht abzulenken.”
Die Angreifer machen auch keinen Unterschied zwischen den Frauen. Ob alte oder junge Frauen, tief verschleierten oder modern gekleideten, zwischen Ägypterinnen und Ausländerinnen. Alle Angriffe haben eines gemeinsam, sie geschehen plötzlich und ohne Vorwarnung. Wie aus dem Nichts formieren sich die Gruppen um die Frauen und schlagen zu.
Eine der vergewaltigten Frauen berichtete einer Reporterin der Wiener Zeitung: “Auf einmal wurden aus den zwei Männern, die mich mit ihren Blicken taxierten und grinsten, ein Dutzend. Auf einmal griffen sie nach mir. Zerrten mich zu Boden. Meine Begleiter waren wie vom Erdboden verschluckt. Die Angreifer schlugen auf mich ein. Sie rissen mir die Kleider vom Leib, griffen nach allen Teilen meines Körpers.”
Hussein Elshafei, Mitarbeiter der Organisation “Operation Anti-Sexual Harassment/Assault”, der die junge Frau unter Einsatz seines Lebens aus der Menge befreite sagt: “Neben den schweren inneren Verletzungen war ihr gesamter Körper von Bisswunden übersät”. Die Vergewaltiger hatten ein Messer in ihren Körper gerammt, ihre Genitalien zerfetzt, auch Teile ihres Darms. Stundenlang war sie den Übergriffen eines wild gewordenen Mobs ausgesetzt – nur eine Notoperation rettete ihr Leben.
Während der vergangenen Monate sind 25 Fälle von Massenvergewaltigungen am Tahrir-Platz, meist am helllichten Tag, verübten worden. Amnesty International, Human Rights Watch und die UN-Sondergesandte für Menschenrechte prangern die unbändigen Gewaltexzesse an, während derer sich bisweilen hunderte Männer auf eine Frau stürzten und sie über Stunden missbrauchten.
Manche Organisationen vermuten, hinter den Vergewaltigungen stecke politisches Kalkül. Schon zu Mubaraks Zeiten hat es bei politischen Versammlungen Übergriffe gegen Frauen gegeben. Die Art von Gewalt deute darauf hin, dass die Frauen gezielt vom Tahirplatz weggehalten werden sollen.
Sie sollen nicht mehr im öffentlichen Raum auftreten und die Proteste könnten so insgesamt diskreditiert werden. Für wenig Geld kann man in Ägypten Schlägertypen mieten, die dann die schlimmsten Verbrechen und möglicherweise auch Vergewaltigungen begehen, so wird vermutet.
“Jedoch muss man mit öffentlichen Anschuldigungen sehr vorsichtig sein”, sagen die Menschenrechtsaktivisten, “schließlich können wir unsere Vermutungen nicht beweisen”.
Miriam Cohnen
Redaktion IsraelNachrichten
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