Monday, September 14, 2015

Kritischer Journaillismus (Folge 1463)

»May our shared Abrahamic roots deepen respect & bring peace & mutual understanding.« Hassan Rohani hat, wie der deutsche Staatsfunk formuliert, »den Juden zu ihrem heute beginnenden Neujahrsfest gratuliert«. Zudem habe der Präsident des Regimes in Teheran »die Hoffnung« geäußert, »zwischen Israel und Iran könnten mehr Respekt, Frieden und Toleranz entstehen«.
Früher hatten Nachrichten den Anspruch, das zu thematisieren, was ist. Heute scheint es dagegen journalistische Pflicht zu sein, das, was ist, auszuschmücken und so etwas zu schaffen, das den eigenen Wünschen entspricht, nicht aber mehr der Realität. Ja, Hassan Rohani hat »den Juden« via Twitter Glückwünsche geschickt – und zwar unter Bezug auf »our shared Abrahamic roots«.
Wo jedoch hat er sich in seiner Botschaft zu den Beziehungen seines Staates zu Israel geäußert? Der jüdische Staat kommt tatsächlich in Hassan Rohanis Tweet nicht vor, dem es aber offenbar gelungen ist, die Phantasie deutscher Staatsflunkerer zu beflügeln. Sie legen dem Repräsentanten der Theokratie nie getippte Worte in den Twitter-Account, stellen ihn positiver dar als belegbar.
Die deutschen Staatsfunker machen damit eine Propaganda, auf die man in Teheran wohl nie kommen würde. Dort wünscht man dem »zionistischen Gebilde« nichts als den Tod und ist auch bemüht, ihn durch praktische Politik herbeizuführen. Hassan Rohani hat sich nie dagegen ausgesprochen. Das Gegenteil zu behaupten, heißt daher durchaus auch, ihn zu verleumden.
In der israelischen Hauptstadt Jerusalem sind derweil »palästinensische« Gewalttäter dabei, mit Steinen und Brandsätzen Menschen anzugreifen und zu verletzen oder zu ermorden. Aus Ramallah werden die Verbrecher angefeuert, Sicherheitskräfte, die gegen den Mob vorgehen, verurteilt. Von den »shared Abrahamic roots« Hassan Rohanis hat Abu Mazen wohl noch nie gehört.
 tw24

No comments: