In den letzten Wochen wurde mehrfach über eine mögliche
Schließung des Brennerpasses im Falle eines neuerlichen
Migrantenansturms diskutiert. Nach einem Lokalaugenschein am Brenner
hat der „Wochenblick“ in Südtirol, dem „Sprungbrett nach Norden“ vor
Ort recherchiert und mit Südtiroler Spitzenpolitikern über die aktuelle
Lage gesprochen.
Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll
erklärte uns, dass es offiziell in Südtirol ca. 2.000 „Flüchtlinge“
gebe und die rund 100.000 Migranten, die heuer in Italien anlandeten,
sich bislang hauptsächlich noch in den Aufnahmezentren in Süditalien
aufhielten.
Derzeit gebe es ca. 15-20 tägliche Aufgriffe von Illegalen auf
österreichischer Seite, das wären bei einer Dunkelziffer von täglich
20-30 pro Monat 600-900 – was noch keine Massenbewegung darstellt.
Knoll warnte bereits im Frühjahr
vor einer neuerlichen Massenmigration über das Mittelmeer: „Wenn diese
Entwicklung so weitergeht, steht Italien unmittelbar vor einem
Migrationskollaps.“
Auch jetzt stellt er klar, dass sich die Situation jederzeit
umschlagen könne und es zudem das unkalkulierbare Problem der
sogenannten „Wilden Lager“ gebe, in denen sich Migranten mit negativen
Asylbescheiden in Italien sammeln, die nicht abgeschoben werden können.
Hierzu gebe es überhaupt keinerlei belastbare Zahlen.
Auf die Lage in der Landeshauptstadt angesprochen erklärt Knoll: „In
Bozen spitzt sich die Situation immer mehr zu, es kommt zu
Auseinandersetzungen – das ist für die Bevölkerung natürlich spürbar.“
Mehr als die offiziellen Asylwerber dominieren vor allem illegale
Migranten immer mehr das Straßenbild, insbesondere rund um den Bahnhof.
Beim „Wochenblick“-Lokalaugenschein konnten wir feststellen, dass der
Bahnhof mittlerweile komplett gesperrt ist und die Polizei nur noch
Zugreisende mit gültigem Ticket auf das Bahnhofsgelände lässt und in den
Zügen nochmals peinlichst genau kontrolliert wird.
Die Landtagsabgeordnete der (Südtiroler) Freiheitlichen, Ulli Mair
weist auf den nicht unwesentlichen Umstand hin, dass in Italien längst
nicht alle ankommenden Migranten registriert werden und daher generell
die offiziellen Zahlen mit Vorsicht zu genießen wären.
Sie erklärt im Gespräch mit dem „Wochenblick“ auch, wie es zu
dem in Italien und Nordtirol immer größer werdenden
„Marokkaner-Problem“ kommt: Diese würden als reine
Wirtschaftsmigranten kein Asylverfahren bekommen und sich illegal in
Italien aufhalten – aber dennoch nicht abgeschoben werden.
Gerade die Marokkaner und vergleichbare Migrantengruppen zieht es
daher nach Norden. Die Probleme in Bozen mit den Migranten seien
mittlerweile so groß, dass man sie nicht mehr verschweigen könne, weil
es „immer wieder Übergriffe, immer wieder Schlägereien,
Messerstechereien, Diebstähle“ gebe.
Angesprochen auf die Gerüchte um angebliche Bus-Geheimtransporte von
Migranten, erklärte Frau Mair, dass sie dafür keine Anhaltspunkte habe,
es gebe jedoch konkrete Drohungen von „NGOs Migranten mit Bussen an den
Brenner oder auch andere Grenzübergänge zur Schweiz zu bringen, um die
EU zum Handeln zu zwingen.“
Im Falle einer tatsächlichen Grenzsperre prophezeit Mair: „Dann
eskaliert’s! Des isch ganz klar.“ Zu rechnen sei dann nicht nur mit
Migranten-Unruhen, sondern auch mit gewalttätigen Linksextremen, die
bereits letztes Jahr den Brennerpass in ein Schlachtfeld verwandelten und Polizeikräfte massiv attackierten.Mair fordert von Italien endlich die Außengrenzen zu schützen und die
Häfen für Migranten zu schließen und auch den NGO-Schiffen das Handwerk
zu legen, die keine Seeretter sondern „Wassertaxis“ und Teil des
Problems sind.
Sven Knoll sieht die momentane Situation stark durch die
bevorstehenden Wahlen in Österreich und Deutschland beeinflusst, wo
Politiker das Thema unbedingt aus den Schlagzeilen heraushalten wollen.
Tatsächlich haben die Regierungen Italiens, Österreichs und
Deutschlands kein Interesse an einer Sperrung des wichtigsten
Alpentransitpasses.
Doch selbst wenn Österreich ernsthafte Grenzkontrollen einführen
würde, gäbe es genug Schleichwege, die im letzten Jahr auch intensiv
genutzt wurden: Beim „Wochenblick“-Lokalaugenschein am Wochenende
konnten Markierungen für illegale Grenzgänger festgestellt werden, hier
wurde fluoreszierende Farbe verwendet, die auch in der Nacht sichtbar
ist.
Die alten Schmugglerpfade über den Sattelberg unweit des Brenners,
die größtenteils bei Gries zusammen- und von dort ins Nordtiroler
Wipptal weiterlaufen, könnten also jederzeit wieder reaktiviert werden,
auch wenn der Grenzübergang selbst dichtgemacht wird.Bei unserem Lokalaugenschein war es am Brenner noch ruhig – doch ist das
vielleicht nur die Ruhe vor dem Sturm? Tatsache ist, dass sich in
Südtirol tausende Migranten befinden, deren gefragteste Destinationen
nun mal Österreich, Deutschland und Schweden sind. Kommt das böse
Erwachen nach den Wahlen im Herbst?
https://www.wochenblick.at/suedtirol-braut-sich-neuer-asyl-ansturm-zusammen/
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