Einen Tag nachdem die Berliner Polizei einen Islamisten erschossen hat, stellen sich Fragen zum Motiv des Irakers. Fest steht: Rafik Y. stand ein Verfahren wegen Bedrohung von Amtspersonen bevor.
Der in Berlin von der Polizei erschossene Islamist sollte wegen Bedrohung einer Richterin erneut vor Gericht. Der 41-jährige Iraker sei Ende Juni angeklagt worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, in Berlin. Auch eine Mitarbeiterin der Ausländerbehörde soll Rafik Y. mit den Worten "Wir werden Euch köpfen" bedroht haben.Laut Staatsanwaltschaft wurde die Wohnung des Islamisten durchsucht, Unterlagen seien mitgenommen worden. Diese würden jetzt ausgewertet. Der Islamist war am Donnerstag von einem Polizisten erschossen worden, nachdem er dessen Kollegin mit einem Messer angegriffen und verletzt hatte. Die 44 Jahre alte Polizistin wurde außerdem von einem Schuss ihres Kollegen getroffen, der sie schützen wollte. Die Polizistin wurde noch am Donnerstag operiert. Am Freitag ging es ihr den Umständen entsprechend gut, wie ein Sprecher sagte. Ihr Zustand sei stabil.
Der Iraker war 2008 vom Oberlandesgericht Stuttgart wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und versuchter Beteiligung an einem Mord zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Er galt als Chefplaner eines vereitelten Anschlags auf den damaligen irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi in Berlin im Jahr 2004.
Im März 2013 kam Y. nach Verbüßung der Haft frei. Er musste eine elektronischen Fußfessel tragen, die er vor der Tat abnahm. Sein früherer Anwalt zeigte sich von dem gewaltsamen Tod von Rafik Y. wenig überrascht. "Das wundert mich nicht. Er war ein sehr schwieriger Mensch", sagte Rechtsanwalt Reinhard Kirpes. Er hatte ihn vor dem Oberlandesgericht Stuttgart verteidigt.
Schon während des Verfahrens sei Rafik Y., der seine Haft voll verbüßte, auffällig gewesen. "Ich hatte damals den Eindruck, dass er sich in einer psychologischen Grauzone bewegt." Es gab ein psychiatrisches Gutachten. Dies sei zu dem Schluss gekommen, der Mann habe keine erhebliche Störung. Rafik Y. habe sich aber nicht untersuchen lassen.
Sein Mandant sei hektisch und gehetzt gewesen. "Aus meiner Sicht hatte er einen gewissen Realitätsverlust in der Wahrnehmung", sagte der Offenburger Anwalt. Das damalige Gerichtsverfahren sei für alle Beteiligten schwierig gewesen, sagte Kirpes. Rafik Y. beschimpfte im Gerichtssaal sowohl die zwei Bundesanwältinnen als auch die Senatsvorsitzende. Er stritt aber auch mit seinem Anwalt. In den letzten Jahren habe er keinen Kontakt mehr zu seinem damaligen Mandanten gehabt, sagte der Anwalt.
n24
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