Das von Menschenrechtsgruppen und jüdischen Vertretern scharf kritisierte Theologentreffen mit drei iranischen Islamgelehrten in der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität ist abgesagt. "Die politischen Wogen schlugen zu hoch", sagte der Münchner Dogmatik-Professor Bertram Stubenrauch am Dienstag auf ddp-Anfrage.
Das Institut gilt als extremistisch. Mitarbeiter der Einrichtung unterrichten Angehörige von Basijii-Einheiten der iranischen Armee, "die nach eigenem Bekunden als freiwillige Selbstmordattentäter eingesetzt werden sollen", wie der Politikwissenschaftler und Iranexperte Wahied Wahdat-Hagh von der European Foundation for Democracy in Brüssel betonte. Direktor des Imam Khomeini Instituts ist Ayatollah Muhammad Taqi Mesbahe Yazdi, der als geistiger Mentor des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad bekannt ist und im Iran die antisemitische Zeitung Parto Sokhan herausgibt.
Nathan Kalmanowicz, Präsidiumsmitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde München, hatte am Dienstagvormittag noch einmal an die Organisatoren appelliert, die Münchner Veranstaltung abzusagen. "Fehler rechtzeitig zu erkennen und zu korrigieren, ist ein Zeichen von Größe. Fehler dennoch zu begehen, ist ein Zeichen von Feigheit und Kapitulation vor dem Bösen", hatte Kalmanowicz in Richtung der Veranstalter gesagt, zu denen die katholische Benedictus-Stiftung gehört.
Der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Martin Lessenthin, hatte auf die Verflechtung der Eingeladenen mit dem iranischen Regime und Präsident Mahmud Ahmadinedschad verwiesen, der mehrfach die Vernichtung des Staates Israel gefordert hat. "Diese Herren reisen mit Erlaubnis des Wächterrats ein." Der Wächterrat ist ein einflussreiches religiös-politisches Machtzentrum im Iran und wirkt bei der Zulassung der Präsidentschaftskandidaten entscheidend mit. Lessenthin betonte, dass es ohne Anerkennung des Existenzrechts Israels "keine wirkliche Verständigung geben" könne.
Die Geschäftsführerin der in München ansässigen deutschen Sektion von Christian Solidarity International (CSI), Ingrid Seigis, hatte kritisiert: "Sich mit Vertretern dieses Regimes am 60. Jahrestag der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zu treffen, das ist Hohn." Das Konzept der Veranstalter, denen zufolge ein "wissenschaftlicher Austausch möglichst unbeeinflusst von politischen Aspekten" stattfinden sollte, sei schwierig umzusetzen. "Der Islam trennt nicht die Religion von der Politik, wie dies die Veranstalter des Theologentreffens tun. Die iranischen Gesprächspartner sind so erst dialogfähig, wenn die Regierung von der Verfolgung Andersgläubiger abrückt", sagte Seigis.
Die anderen beiden nun wieder ausgeladenen Gastredner neben Legenhausen, Shahram Pazouki und Seyyed Mohammed Ali Abtahi, beide aus Teheran, werden politisch dem Lager des ehemaligen iranischen Präsidenten Mohammed Chatami zugerechnet. Die Veranstaltung sollte Auftakt einer Reihe weiterer Zusammenkünfte christlicher und islamischer Theologen im Rahmen des Projekts "Encountering Islam" sein.
(ddp/JWD)
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