Sunday, December 07, 2008

Internetzensur in der Türkei: "Es wird schlimmer und schlimmer"

Wer in der Türkei das Internet nutzt, kennt das Problem: Viele Seiten sind nicht zugänglich, weil sie als gesetzeswidrig angesehen und von Regierung oder Justiz gesperrt werden - darunter auch das Videoportal YouTube.
Es gibt Bilder, die prägen das Bewusstsein einer ganzen Nation. In der Türkei sind es die von Mustafa Kemal Atatürk. In fast jedem Geschäft, in jedem öffentlichen Gebäude und in vielen Wohnzimmern hängt sein Bild: Atatürk, wie er in den Himmel blickt, Atatürk in Uniform, Atatürk entspannt rauchend. In Wallung versetzt türkische Richter allerdings, was im Internet über den Gründer der Republik zu finden ist, etwa auf YouTube. Atatürk mit Lippenstift und Rouge. Atatürk nackt posierend mit jungen Männern. Atatürk als Bauchtänzerin.
Bewusste Provokationen, die Quellen meist griechisch - mit weitreichenden Folgen. So schlicht die Videomontagen, so schlicht scheint die Antwort der türkischen Justiz und der Telekommunikationsbehörde. Immer mehr Webseiten werden einfach gesperrt. "Es wird schlimmer und schlimmer", sagt Mustafa Akgül, Präsident des Vereins für Internettechnologie. "Wir machen uns damit lächerlich in Europa und in der ganzen Welt."
Auf mehr als 1000 Internetseiten haben türkische Nutzer im Moment keinen Zugriff. Möglich macht das das Gesetz 5651, das seit einem Jahr in Kraft ist.
tagesschau.de

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