ISTANBUL (inn) – US Außenminister John Kerry hat in Istanbul sein „Mitgefühl für die Opfer von Gewalt auf der Mavi Marmara“ ausgesprochen. Die trauernden Angehörigen stellte er mit den Opfern des Terroranschlags bei dem Marathon in Boston gleich. Dieser Vergleich hat in jüdischen Medien weltweit und in Israel erhebliche Empörung ausgelöst.
Im Jahr 2010 hatten „Friedensaktivisten“ der als „Terror-Organisation“ eingestuften IHH mit dem türkischen Schiff Mavi Marmara versucht, die israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen. Ein israelisches Kommando wurde beim Entern des Schiffes von den mit Äxten, Vorschlaghämmern und Messern bewaffneten „Friedensaktivisten“ attackiert. Neun türkische Aktivisten wurden getötet und mehrere israelische Soldaten teilweise schwer verletzt.Kerrys „tiefe Gefühle, wenn Gewalt passiert“, also der Vergleich der getöteten Zuschauer beim Marathon in Boston mit gewalttätigen Türken auf der Mavi Marmara, veranlasste die israelische Abgeordnete Ajelet Schaked zu dem zynischen Vorschlag, der Minister möge nach Tschtschenien fliegen und sich für den Tod von einem der Bombenleger in Boston entschuldigen. Kerry habe „Täter und Opfer verwechselt“. Der linksgerichtete Abgeordnete Nachman Schai warf Kerry vor, die Wirklichkeit verdreht, schwarz in weiß und weiß in schwarz gewandelt zu haben. In Boston hätten Terroristen Zivilisten getötet, auf der Mavi Marmara seien Terroristen getötet worden.
Keine offizielle Stellungnahme aus Israel
Weil Kerry kurz nach seinen umstrittenen Sprüchen bei einer Pressekonferenz in Istanbul zu einem offiziellen Besuch nach Israel gereist ist, verweigerten offizielle Israelis, darunter der Premierminister, die Justizministerin und andere Amtsinhaber, jeden Kommentar dazu. Offizielle Sprecher meinten, dass Kerry „missverstanden“ worden sei. Der US-Außenminister habe in Wirklichkeit nur „Empathie mit dem türkischen Volk auf nationaler Ebene“ ausdrücken wollen. Die Sprecher warfen der Presse vor, willkürlich Kerrys Äußerung verdreht zu haben.Der neue stellvertretende Verteidigungsminister Danny Danon, früher ein scharfer Kritiker der Obama-Regierung, sagte vorsichtig: „Eine moralische Gleichsetzung ist niemals hilfreich, wenn man Terroristen mit ihren Opfer gleichstellt.“
„Israel Hayom“, eine dem israelischen Premierminister nahestehende Zeitung, titelte: „Kerry vergleicht israelisches Militär mit Terroristen“.
Der Jüdische Nachrichtendienst JNS aus den USA zitierte einen Sprecher des State Department, wonach Kerry nicht die beiden Ereignisse verglichen habe. Er habe nur vom „Schmerz infolge von Gewalt“ gesprochen.
Die amerikanische Zeitung „The Jewish Press“ bezeichnete die Äußerung Kerrys als eine „Schande“ und forderte ihn auf, sich bei Israel und den israelischen Soldaten zu entschuldigen. Matt Brooks, Leiter der republikanischen Jüdischen Koalition, forderte von dem Minister, seine Äußerung umgehend zurückzunehmen.
Von Ulrich W. Sahm via INN
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