Es sind diese beiden einander widersprechenden Sätze, die die Haltung
der CDU gegenüber dem Islam nach wie vor veranschaulichen. "Der Islam
gehört zu Deutschland", betont Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela
Merkel immer wieder. "Der Islam gehört nicht zu Sachsen", entgegnete
indes vor einiger Zeit Merkels Parteifreund, Ministerpräsident Stanislaw
Tillich. Doch wie bringt man beide Aussagen zusammen? Handelt es sich
schlicht um unterschiedliche Positionen zweier CDU-Regierungspolitiker?
Dieser These steht entgegen, dass die CDU in dieser Woche auf ihrem
Bundesparteitag in Karlsruhe mit großer Mehrheit eine Festlegung zum
Thema Islam getroffen hat, der sowohl Parteichefin Merkel als auch die
große Mehrzahl der Delegierten zugestimmt haben.
Im Beschluss "Zusammenhalt stärken - Zukunft der Bürgerschaft
gestalten", Untertitel "Kirchen und Religionsgemeinschaften bereichern
unser Land", heißt es: "Die bei uns lebenden Muslime sind heute ein Teil
Deutschlands. Dazu gehört inzwischen auch ein Islam, der auf der Basis
unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung gelebt wird." In der
Berichterstattung über den Beschluss hatte eine Nachrichtenagentur
jedoch aus "ein Islam" kurzerhand "der Islam" gemacht. Damit wurde ein
moderner, zeitgemäß interpretierter Islam gleichgestellt mit allen
Formen und Ausprägungen dieser Religion.
Der sprachliche Eingriff sorgte in Sachsen prompt für Irritationen. Der
südwestsächsische Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz berichtet der
"Freien Presse" von aufgebrachten Reaktionen sächsischer CDU-Mitglieder
sowie von Bürgern, die sich fragten, ob der Islam für die CDU nun doch
zu Deutschland beziehungsweise zu Sachsen gehöre.
Wanderwitz betont: "Genau diese Unterscheidung, die Muslime gehören zu
Deutschland, nicht aber der Islam" sei ihm und auch dem Parteitag
wichtig gewesen. Dies sei in einem Sinne zu verstehen, dass der Islam in
der Geschichte "unser Land nicht geprägt hat".
freiepresse
No comments:
Post a Comment