„Die feige Tat von Vorra ist ein Anschlag auf die gesamte
Zivilgesellschaft. Diese Taten sind abscheulich. Ausländerfeindlichkeit
darf bei uns keinen Platz haben“. Der Mann, der diese Sätze im Dezember
2014 der Welt via Facebook mitteilte,
wusste offenbar schon genau, wer den Brand in einem Haus gelegt hatte,
in dem kurz darauf Asylbewerber einziehen sollten. Ein an die Wand
gesprühtes Hakenkreuz, versehen mit den Worten „Kein Asylat in Vorra“,
reichte ihm als hinreichendes Indiz, um die Tätergruppe klar zu
erkennen. Dass der Brandstifter nicht einmal fehlerfrei „Asylant“
schreiben konnte, machte ihn nicht stutzig, schließlich weiß man ja, wie
dumm Neonazis so sind.
Der zitierte Facebook-Autor bewegte sich inmitten eines Gleichklanges
mit Kollegen und Medien. Dass eine lautstarke falsche Vorverurteilung
in einem Rechtsstaat kein guter Stil ist, dass muss nicht jeder wissen,
der in sozialen Netzwerken als Erster seine gute Gesinnung zeigen
möchte. Sollte er allerdings, wie der eingangs zitierte Mann, Heiko Maas
heißen und als Bundesjustizminister für das Rechtswesen zuständig sein,
ist eine Schuldzuschreibung ohne genauere Sachkenntnis schon
problematisch.
Aber es gab ja kein Problem, denn daran, dass heimische
Rechtsextremisten das Feuer gelegt hätten, äußerte ja niemand laute
Zweifel. Ärgerlich ist nun nur, dass die Polizei nach eineinhalb Jahren
dann doch die richtigen Brandstifter ermittelt hat und den
urteilsschnellen Justizminister damit nun etwas blamiert dastehen lässt.
Bei den Brandstiftern handelte es sich nämlich um kosovarische
Bauunternehmer, die zwar mit dem Asylbewerberheim Geld verdienen
wollten, allerdings keine Lust auf die Beseitigung von gravierenden Baumängeln
hatten. Ein von Rechtsextremisten gelegter Brand hätte das Problem
lösen können und wenn die Neonazis partout nicht zündeln wollten, dann
mussten die beiden Kosovaren das halt selbst in die Hand nehmen.
Ausländerfeindlichkeit war dabei eindeutig nicht ihr Motiv. Auch einen
„Anschlag auf die gesamte Zivilgesellschaft“, wie ihnen der
Justizminister fälschlicherweise unterstellte, hatten die Zuwanderer vom
Balkan nicht im Sinn. Müsste er sich nicht wegen der überzogenen
Anschuldigungen jetzt bei ihnen entschuldigen?
Von Heiko Maas ist nicht bekannt, dass er sich zu seinem kleinen
Irrtum schon geäußert hätte. Der Glaubwürdigkeit des Protests gegen
wirkliche rechtsextreme Übergriffe hat er jedenfalls wiederholt
geschadet. Aber es ist ja nicht der einzige Schaden, den der Minister,
der sich lieber um die Gesinnung als um die Justiz kümmert, in seiner
Amtszeit angerichtet hat.
Zuerst erschienen auf Peter Grimms Blog Sichtplatz hier.
achgut.com
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